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Spielerisch zu Morton Feldman

Neues Projekt des Dresdner Klaviertrios „elole“

80 Jahre wäre der Komponist Morton Feldman (1926-87) in diesem Jahr geworden. 80 Minuten dauert sein 1980 entstandenes Klaviertrio. Diese Einleitung wurde absichtlich gewählt, sie stellt Bezüge her und nutzt doch nur eine Zahl. Ähnlich verhält es sich mit den Kompositionen von Feldman. Minimale Klangstrukturen, oft nur einzelne Töne oder eine kurze Klangfläche werden zu großen Bögen zerdehnt, vieles in seiner Musik spielt sich am Rande der Stille ab, dennoch ist die Musik komplex ausnotiert und verlangt eine große Spannung der Interpreten. Ein Feldman-Konzert ist daher auch für den Zuhörer etwas Besonderes und findet in unseren Breiten selten genug statt. Das aktuelle Projekt des Dresdner Klaviertrios „elole“ (Uta-Maria Lempert, Violine; Matthias Lorenz, Cello; Stefan Eder, Klavier) rückt Feldmans Klaviertrio in den Mittelpunkt des Geschehens. Wie nähert man sich einer Musik, die mit traditionellem Zeit- und Hörverständnis nicht greifbar ist? Matthias Lorenz drückt es so aus: „Diese Musik läßt den Hörer zu großen Teilen in Ruhe“. Auf diese Weise entsteht eine besondere, offene Höratmosphäre, in der sich die Umgebung, der Raum, die innere Gedankenwelt entfalten kann. Für das Projekt „Feldman Plus“ entschied sich Lorenz für die Hochschule für bildende Künste, der Kontakt zu Malern (Pollock, de Kooning) bildet in Feldmans Biografie ebenfalls eine Konstante. Eine Ausstellung von Thomas Helbig und Rao Fu wird dort nicht nur Rahmen, sondern Bestandteil der Aufführung sein. Dass neue Musik auch in der Vermittlung nicht dozierend daherkommen muss, zeigt Lorenz mit einer Vorveranstaltung: eine Stunde vor dem Konzert können Zuhörer an Computern die Klangwelt von Feldman spielerisch erkunden. Wie funktioniert „Erinnern“ in musikalischer Hinsicht? Wie setzt man kleine Klangbausteine zu einem Ganzen zusammen? Auf diese Fragen finden zwei Programme, die die Zuhörer interaktiv bedienen können, verblüffende Antworten. Dem abendfüllenden Feldman-Werk wird außerdem ein kürzeres Stück von Klaus Lang zur Seite gestellt, das die Feldmans Ideen wie in einem Zeitprisma beleuchten wird.

16. Juni 2006, Hochschule für bildende Künste, elole Klaviertrio
19.00 Mit Feldman spielen
20.00 Konzert
Klaus Lang: Die Fenster des Universums
Morton Feldman: Klaviertrio

nähere Informationen bei elole.de

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Veröffentlicht in Rezensionen

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