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Monströs, aber unverkrampft

Ensemble Aleph im Konzert des 4. Internationalen Forums für Junge Komponisten

Nach Deutschland hat das renommierte französische „Ensemble Aleph“ sein 4. Internationales Forum für junge Komponisten verlegt, in Hellerau erarbeiten seit einer Woche insgesamt elf Komponisten ihre Werke mit den Musikern. Als Prolog für die Eröffnung des Festspielhauses sollte man dieses Forum nicht bewerten, dafür war die Resonanz leider viel zu gering, das erste von zwei Konzerten zog gerade einmal ein Häuflein Interessierter in das Kulturrathaus. So war es eher ein sommerliches Intermezzo zeitgenössischer Musik, die in Hellerau wieder im Herbst ihren großen Auftritt haben wird. Doch das Forum versteht sich vorrangig auch als Workshop, es ist die erste Begegnung zwischen Komponisten und Interpreten und dieser Arbeitsphase schließen sich in den kommenden Monaten Konzerte in ganz Europa und eine CD-/Buchproduktion an, denn das Komponistenforum versteht sich auch als Sprungbrett für junge Schreibtalente. Zu überdenken ist die monströse Konzeption des 155minütigen Konzertes. Offenbar um sich zunächst selbst als Ensemble vorzustellen, spielten die französischen Musiker im ersten Teil Kompositionen von Igor Stravinsky, John Cage, Age Hirv und Jean-Pierre Drouet. Wenn dies wie im Fall von Stravinskys „Suite Italienne“ auch interpretatorisch nicht ausreichend ist, fragt man nach dem Sinn solcher Zugaben. Die rhythmische Leichtigkeit fehlte hier ebenso wie ein exaktes Zusammenspiel (5. Satz). Die Pianistin Sylvie Drouin beeindruckte dann mit den „Sonatas and Interludes“ von Cage, die Ensemblewerke von Drouet und Hirv gaben schon einmal die Visitenkarte eines munter und unverkrampft aufspielenden Ensembles ab. Im zweiten Teil stellten sich dann sechs Komponisten des Forums vor, die Zeitdauer der Werke war in der Ausschreibung auf sieben Minuten Spieldauer begrenzt, was eine besondere Herausforderung darstellt, denn manch einer generiert in einer solchen Zeitspanne gerade einmal sein Material, während andere die kurze Zeit mit überschäumender Dichte füllen. Beide Extreme waren zu hören, auf der einen Seite die mikroskopischen „Descriptions d’un Espace“ des Schweizers André Meier, auf der anderen Seite ein in konsequenter Lautheit durchgehaltener „Song of Anna O.“ des Argentiniers Juan Manuel Abras. Dazwischen gab es reichlich zu entdecken, alle Komponisten boten interessante Ideen an, eine Bewertung fällt aufgrund der Kürze der Werke schwierig aus: farbig und spannungsvoll gab sich Alexandre Lunsquis „Mutuus“, Yann Robins „Phigures II“ wirken noch etwas unkontrolliert-impulsiv, wiederum kontrastiert von der Dresdner Komponistin Karoline Schulz, die eine sensible Klangwelt für ihren vertonten Text fand. Das Zirkusstück des Dänen Casper Cordes fiel ein wenig aus dem Rahmen, war aber in seiner plastischen Gestik erfrischend. Hochachtung vor dem „Ensemble Aleph“, das sich allen Werken mit großer Selbstverständlichkeit widmete und auch um halb elf noch nicht müde war, seinem Cellisten ein Geburtstagsständchen der zeitgenössischen Art zu widmen.

Zweites Konzert des „Internationalen Forums für Junge Komponisten“: 30. Juli, 20 Uhr, Kulturrathaus

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