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Von St. Petersburg nach New York

Jan Voglers neue CD „My tunes“ wandert mit dem Cello durch die Welt

Die Diskografie des Dresdner Cellisten Jan Vogler wächst beständig. Nach dem Cellokonzert von Dvorák, das Vogler 2005 mit den New Yorker Philharmonikern aufnahm, widmet er sich nun seinen Lieblingsmelodien: „My Tunes“heißt die am 16. Februar bei Sony erschienene und im vergangenen Oktober in der Lukaskirche aufgenommene CD unspektakulär und betont im Titel die persönliche Auswahl. Schaut man in den Plattenschrank und betrachtet die schier unübersichtliche Masse von „Favourites“, „Encores“ und „Melodien“, die vor allem Instrumentalsolisten gerne veröffentlichen, so hofft man inständig, diese CD würde nicht eine weitere der austauschbaren Virtuosen-Porträts sein. Doch solche Bedenken sind bei Vogler unangebracht, denn „My tunes“ überzeugt vom ersten Track an mit einer klugen und spannenden Werkauswahl. Im Vordergrund der CD steht ein Grundgefühl von nachdenklicher Melancholie und von Sehnsucht, die aus Liebe, aber auch aus Trauer und ernster Betrachtung des Lebens erwachsen kann. Hinter den kleinen Stücken mit Orchesterbegleitung stehen viele persönliche Erfahrungen von Jan Vogler – es sind Werke, die ihn durch das Leben begleitet haben oder mit bestimmten Orten und Personen verbunden sind. Seine zweite Heimat USA ist etwa mit Dvoráks Rondo g-Moll, dem „Prayer“ (Gebet) von Ernest Bloch, aber auch mit dem berühmten Song „Moon River“ aus dem Film „Frühstück bei Tiffany“ von Henry Mancini vertreten. Die „alte Welt“ wird auf der CD allem durch Johann Sebastian Bach bestimmt, doch die Cellosuiten sind hier nicht Gegenstand der Betrachtung. Vogler wählte Arien aus der Kantate „Ich habe genug“ BWV 82 und deutet diese Betrachtung eines vollendeten Lebens mit „singendem“ Cello, das den Vokalpart übernimmt, beinahe philosophisch aus. Aus St. Petersburg schließlich erklingen Melodien von Peter Tschaikowsky und Carl Davidoff. Einige der Piècen, etwa die Orchesterfassung von Davidoffs „Am Springbrunnen“ erklingen in der Instrumentation des Dresdner Komponisten und Dirigenten Manfred Grafe und sind somit Weltersteinspielungen. Die Dresdner Kapellsolisten unter Leitung von Helmut Branny sind verlässliche Partner von Voglers Spiel und verschmelzen sehr gut mit dem weichen Klang des Cellos. Wer meint, vom Cellorepertoire alles zu kennen, erfährt mit Jan Voglers CD auf jeden Fall eine Bereicherung. Und wer sich zu ruhiger Musik einfach nur abends entspannen will, liegt mit dieser Aufnahme sowieso goldrichtig.

Jan Vogler, My Tunes, Sony BMG

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Veröffentlicht in Rezensionen

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