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Für Mary aus Ahlbeck

Wir lagen tief in einer Dünenschlucht,
Bei Himbeersträuchern, sahn die Kämme nur
Der hohen Dünen, und der Sonne Spur,
Der Mittagsstunden langsam ziehnde Flucht.

Das Blut empfing den Kuß der Sonne tief,
Der ganze Leib empfing die warme Flut,
o welch ein Glück, da in der Sonne Glut,
Im goldnen Licht das ferne Leid entschlief.

Und langsam sang die Stille uns in Schlaf,
Wir hörten’s kaum noch, wenn der Wind vom Meer
Der Schiffer Stimmen trug zu uns einher,
Und selten Hufschlag noch das Ohr uns traf.

Wie Götter ruhten wir im goldnen Raum.
Des Winds Oboen, und des Sandes Klingen,
Der Halme Zittern, und der Bienen Singen,
Sie klangen leise in den süßen Traum.

Und manches Mal erwachten wir vom Schrei
Der weißen Möwen, der zu Häupten klang,
Und wenn der Wellen Brausen lauter drang
Im aufgefrischten Winde uns herbei.

Dann sahen wir ins tiefe Himmelsblauen.
o weites Reich, das unser Blick durchflog!
Ein Silberwölkchen nur im Lichte zog,
Dianas Bogen war es gleich zu schauen.

Georg Heym (1887-1912)
via Lyrikmail

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