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Fünf Novitäten auf einen Schlag

Karoline Schulz (Flöte) und Jens Brülls (Schlagzeug) konzertierten in der Musikhochschule

Einen zwiespältigen Eindruck hinterließ ein Konzert mit zeitgenössischer Musik für Flöte (Karoline Schulz) und Schlagzeug (Jens Brülls) am Samstagnachmittag in der Aula der Hochschule für Musik. Die Veranstalter, die Sächsische Gesellschaft für Neue Musik und der Sächsische Musikbund präsentierten ein recht anstrengend aufzunehmendes Programm. Fünf Uraufführungen von recht ähnlicher, konzeptorienterter Kompositionsweise erklangen für diese ungewöhnliche Besetzung. Obwohl man natürlich den Interpreten für das Engagement in Bezug auf neue Musik Respekt zollen muss, sollte die Entscheidung für gleich fünf neue Werke einen entsprechenden Anspruch der Interpretation nach sich ziehen. Dies wurde hier nur teilweise eingelöst. Dazu addierten sich Umbaupausen zu einer Konzertdauer von zweieinviertel Stunden Dauer: Überforderung und Ermüdung stellten sich ein. Kurze Interviews mit den anwesenden Komponisten halfen da nicht; das Nacherzählen der Musik bringt wenig, wenn die Musik selbst schon nicht überzeugt. Die Problematik der Stücke lag vor allem darin, dass sie sich zwar allesamt mit dem mannigfaltigen Instrumentarium des Schlagwerks beschäftigten, sich dabei aber zu sehr in trockener Klangforschungsarbeit ergingen. Die Interpretation der beiden Musiker war zum Teil nicht gut, da die Stücke allesamt nivelliert in Dynamik und Akzentuierung erschienen. Vielleicht hat hier einfach eine Probenwoche gefehlt, die die Stücke auf ein besseres Niveau hätte heben können. Spontane Programmumstellungen sind ebenso ein Hinweis für mit heißer Nadel gestrickten Darbietungen und müssen nicht sein. Lydia Weißgerbers „O Stern und Blume, Geist und Kleid“ versuchte einen Widerspruch zwischen Komposition und Improvisation zu lösen, das war im musikalischen Ergebnis ebensowenig nachzuvollziehen wie der angestrengt akademisch wirkende Versuch von Erik Janson in „ZeitSchwellen“, Bassflötenmehrklänge dem Schlagzeug zuzuordnen und dabei eine ganze Philosphie der Zeit-Behandlung mitzuschleifen. Ein rein emotionales Hören ohne Vorkenntnisse führte bei den meisten Werken in die Sackgasse von Systemen und Konzepten, wirkliche Aussagen wurden nicht über den Bühnenrand transportiert. Dieses Ergebnis ist um so unverständlicher, da gerade das Schlagzeug ideale Komponierinspiration bietet, um Form, Harmonik und Klangbalance optimal auszutarieren und zu strukturieren. Johannes Voit sprach in seinem Werk zwar von Wandeln und Wandlung, aber auch diese Prozesse kamen nicht gut zur Geltung. Karoline Schulz‘ „Schlag auf Schlag“ war da ein eher positives Beispiel, sie konzentrierte sich nämlich auf wenige Becken- und Gong-Instrumente, um zwischen Anschlag und Nachklang nachzuhorchen. Unverständlich war, warum Jens Brülls nicht wirklich ein großes Tam-Tam für ihre Absichten verwendete. Alexander Morawitz „Entfaltung“ war am Ende zwar von erschlagender Länge, aber die sieben Einzelteile „erzählten“ intensiver, als es in den vorherigen Werken der Fall war.

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