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Licht und Dunkel

Gewandhausmusiker gastieren bei der Kammermusik der Staatskapelle

Verbreitet ist die Ansicht (und auch die Bauernregeln beschreiben dieses Datum so), dass nach dem Lichtmess-Fest die Tage wieder länger werden, der Blick wendet sich dem aufziehenden Frühling entgegen. Am 2. Februar findet die Weihnachtszeit – wo sie nicht schon ohnehin beendet wurde – in manchen Regionen ihren endgültigen Abschluss. Betrachtet man musikalische Werke der Romantik, so finden sich dort etliche Tag- und Nachtmusiken. Mal schlägt das Pendel zugunsten der Helligkeit aus, oft aber treibt die romantische Sehnsucht in die nächtlichen Farben hinein. Das 4. Kammerkonzert in der Semperoper am Lichtmess-Tag bekam einen tagesaktuellen Subtext durch die Auswahl von Werken von Robert Schumann und Felix Mendelssohn – gerade dort sind die Kontrastwelten besonders ausgeprägt; die musikalische Farbpalette zwischen Nacht und Tag weist unzählige Nuancen auf. Tradition ist es in den Kammermusiken der Sächsischen Staatskapelle, dass ein Konzert von Musikern des Gewandhauses Leipzig gestaltet wird. Diesmal war das „Sächsische Klaviertrio“ mit Veronika Starke (Violine), Hartmut Brauer (Cello) und Roland Fuhrmann (Klavier) zu Gast. Zu Beginn stand ein Trio von Joseph Haydn auf dem Programm, das lediglich als gefällige Einleitung diente. Leicht und flüssig musiziert konnte die Musik wohl unterhalten, neue Horizonte wurden da aber nicht eröffnet. Es standen ja auch noch zwei gewichtige Werke auf dem Programm, und man durfte gespannt sein, wie die direkte Gegenüberstellung der Moll-Welten in den Klaviertrios von Mendelssohn und Schumann wirken würde. Doch leider kam es zu diesen Eindrücken nicht, denn die Interpretationen beider Werke ließen zu sehr zu wünschen übrig. Bescheinigen muss man den drei Musikern eine Solidität auf der technischen Ebene. Fuhrmann hat 30 Jahre Ensembleerfahrung, Starke und Brauer sind ebenfalls schon lange dabei und durch die Orchestertätigkeit mit den Partituren insbesondere der Leipziger Hauskomponisten vertraut. Doch ist es mit dem bloßen Hinunterspielen der Noten nicht getan und dieser Eindruck stellte sich leider im Verlauf des Konzertes immer stärker ein. Mendelssohns Emotionswelten im c-Moll-Trio, Opus 66 bewegen sich noch stark innerhalb recht streng gewählter Formen, in typischer Manier drängt das Werk zum Finale mit Tastendonner und Bach-Anklängen. Schade, dass eine atmende Kommunikation der drei Musiker untereinander komplett fehlte und sich eine intensiv wirkende Interpretation nicht einstellte. Das Trio huldigte zumeist einem imaginären, eingeübten Metrum, das die meisten Sätze gleichförmig ablaufen ließ, abgesehen von einigen im Tempo voranstürzenden Stretta-Teilen in schnellen Sätzen, die aber ebenso starr ihren Zielpunkt fixierten. Veronika Starkes Geigenklang behauptete sich kaum einmal neben dem Klavier und reichliches Vibrato und Legatospiel mochte nicht überdecken, dass etliche Steigerungen ins Leere liefen, der Instrumentenklang selbst auf der G-Saite dünn und eng blieb. Dieser Eindruck setzte sich fort: in Robert Schumanns Klaviertrio d-Moll wurde man das Gefühl nicht los, dass in puncto Kraftaufwand und musikalischer Tiefe (wozu auch ein Nachgeben, ein Entdecken von Freiheiten in der Agogik gehört hätte) bei allen drei Musikern sehr viel mehr möglich gewesen wäre, wofür beispielgebend der attacca-Übergang in den finalen Schumann-Satz steht, dessen plötzlicher Temperamentswechsel kaum zum Zuhörer drang. Eine stets saubere Intonation und Souveränität in flinkesten Passagen waren natürlich zu beobachten, mehr allerdings hätte ich mich gefreut, wenn ich über eine spannende Lesart der präsentierten Werke hätte berichten dürfen.

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