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Struktur und Oberfläche

elole-Trio veröffentlicht CD zum 10jährigen Bestehen

Kammermusikformationen gibt es in Dresden viele. Klaviertrios schon eher weniger. Entweder sind es ad-hoc-Ensembles oder studentische Gruppen, oder es sind Musiker der großen Orchester, die nebenbei die Hausmusik pflegen. Doch ein Ensemble aus der freien Szene, das sich komplett der zeitgenössischen Musik verschrieben hat, kann in diesem Jahr das 10jährige Bestehen feiern: elole heißt das Trio, das beständig das Dresdner Musikleben aufmischt und zwischen Hellerau, der Blauen Fabrik oder dem Leonhardi-Museum seine innovativen Programme vor einem treuen und aufgeschlossenen Publikum darbietet.

Der Name „elole“ ist gebildet aus den Mitgliedernamen: Uta-Maria Lempert (Violine), Matthias Lorenz (Cello) und Stefan Eder (Klavier) können nicht nur auf rund drei Dutzend Uraufführungen verweisen, die meisten Werke spielen sie auch mehrfach und legen großen Wert darauf, in der Entstehungs- und Erarbeitungsphase mit den Komponisten zusammenzuarbeiten. So entsteht Nachhaltiges, und wer meint, das Klaviertrio sei eine antiquierte Besetzungsform wird angesichts der Repertoireliste des Ensembles schnell eines Besseren belehrt.

Pünktlich zum Jubiläum haben die drei ihre erste CD veröffentlicht – es ist ein Mitschnitt eines Konzertes in der Denkmalschmiede Höfgen 2009. Der Motto-Titel „Struktur und Oberfläche“ weist auf die Besonderheiten der Werke hin: zwei Uraufführungen von Stefan Streich und Jürg Frey gesellen sich zum Klaviertrio von Nikolaus Brass. Wenn Brass vom „Aufspüren und Aufdecken“ im Komponieren spricht, so ist dies auch eine Haltung, die den Hörern bei dieser CD anempfohlen sei – nebenbei wird man die Tonerforschungen, Momentaufnahmen und Entwicklungen nicht hören können, aber selbst ohne erschließende Worte erschließen sich faszinierende Landschaften:

„Paysage pour Gustave Roud“ von Frey verweigert sich in atemlosen Pochen fast dem Fortgang, während Streichs „Bagatellen“ eine eigenwillige Eigendynamik entwickeln. Brass‘ rund vierzigminütiges Trio nimmt sich da schon wie ein Großgemälde gegenüber den anderen Werken aus. Auf der elole-Homepage finden sich übrigens zum Weiterlesen viele interessante Informationen zu den Werken und Komponisten, auch dies ein Hinweis auf den eigenen Anspruch, mit den Konzerttönen nur den spannenden Anfang einer Auseinandersetzung mit Musik anbieten zu wollen.

Das Trio selbst feiert sein Jubiläum konzertierend: den bereits vergangenen Konzerten im Leonhardimuseum und beim Kirchentag folgt ein großes Jubiläumskonzert am 5. Oktober, 20 Uhr beim „Tonlagen“-Festival in Hellerau, auf dem Programm stehen dann Werke von Friedemann Schmidt-Mechau, Charlotte Seither und Michael Maierhof. Der gar nicht alltäglichen und doch für die Musiker leidenschaftlichen und selbstverständlichen Aufgabe, das Neue in der Musik immer wieder in den Blickpunkt zu rücken, kann man nur mit hohem Respekt, Glückwunschen und der Hoffnung auf mindestens weitere 10 Jahre elole begegnen.
Alexander Keuk

„Struktur und Oberfläche“ – Werke von Streich, Frey und Brass
elole Klaviertrio, Label Beoton, erhältlich bei Opus61 Dresden

http://www.elole.de

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Veröffentlicht in Rezensionen

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