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Mozart auf See

Familienkonzert des Moritzburg Festivals

Zum sechsten Mal lud die VW-Manufaktur die Musiker der Moritzburg Festival Akademie zum Familienkonzert in ihre gläsernen Hallen am Straßburger Platz ein. Viele Zuhörer fanden sich samt großem und kleinem Nachwuchs ein, die einmal Jonathan Swifts Abenteuerroman „Gullivers Reisen“ anders erleben wollten. Dass nämlich die Liliputaner ein äußerst musikliebendes Völkchen sind, war so bisher nicht bekannt.

Schauspieler Tom Quaas, der aufgrund riesiger Gestalt die Geschichte glaubwürdig verkörperte, konnte etliche musikalische Gelegenheiten aus der Abenteuergeschichte herauslesen. So wurde Mozarts Oboenquartett in Gullivers musikalischer Analyse kurzerhand zum Seemannsstück. Der Liliputaner Kaiserhymne wurde natürlich von keinem anderen als Joseph Haydn komponiert – Ähnlichkeiten mit der deutschen Nationalhymne im „Kaiserquartett“ waren rein zufällig. So spann sich der Bogen über zahlreiche Abenteuer Gullivers bis hin zur Abreise heim nach England – wo der Weitgereiste auch gleich von einem Divertimento von Franz Anton Hoffmeister begrüßt wurde. Das ist musikgeschichtlich gar nicht einmal weit hergeholt, denn Hoffmeisters Kammermusik erfreute sich europaweit großer Beliebtheit.

So ergänzten sich Geschichte und Musik im Familienkonzert vortrefflich, wurde statt Holzhammerpädagogik lieber kräftig an einer echten Windmaschine gerührt, und es war gerade bei den Bläserstücken von Martinu und Francaix deutlich zu beobachten, dass die muntere Spielkultur der jungen Akademisten des Moritzburg Festivals die Kinder rund um die Bühne in den Bann zog. Es blieb ein kleines, in der Manufaktur altbekanntes Manko: die mangelhafte Akustik, gegen die die Musiker, Trompeten ausgenommen, auch am Sonnabend tapfer anspielten.

Hier hatten jüngste Zuhörer im Schneidersitz direkt vor der ersten Geige hockend einen gewissen Vorteil. Großes Lob gebührt auch den jederzeit frisch aufspielenden Musikern der Akademie, die beim Festival keinesfalls unter Beschäftigungsarmut leiden – gleich nach dem Familienkonzert ging es – nach gemeinsamer Stärkung mit dem Publikum – in der Frauenkirche mit einem Orchesterprogramm weiter.

[Nachtrag vom 14.8.2011]

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Veröffentlicht in Rezensionen

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