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Dvořák mit Wärme – Mozart atemlos

Prager Kammerphilharmonie in der Frauenkirche

Nur locker gefüllt war die Frauenkirche zum Konzert am Sonnabend, das diesmal dem Schwerpunkt Osteuropa gewidmet war. Vielleicht ist das Orchester „PKF – Prague Philharmonia“ (Prager Kammerphilharmonie) den Zuhörern außerhalb der tschechischen Hauptstadt noch nicht so bekannt – es ist nicht zu verwechseln mit den Prager Philharmonikern oder der Tschechischen Philharmonie. Die Prague Philharmonia wurde 1994 auf Initiative des Dirigenten Jiří Bělohlávek gegründet, um vor allem das Repertoire der Wiener Klassik zu pflegen – zahlreiche tschechische Komponisten dieser Zeit verdienen ebenso wiederentdeckt zu werden.

Für das sommerliche Dresdner Konzert stand eine Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm – im ersten Teil konnte man eine interessante Auswahl von Werken aus dem 19. Jahrhundert hören. In der „Hebriden“-Ouvertüre von Felix Mendelssohn Bartholdy kann man schon eine Art Vaterstück der sinfonischen Dichtungen von Dvořák und Smetana erkennen – hier entwickelt Mendelssohn einen herben, von melancholischem Lyrismus geprägten Klang, wie er auch den böhmischen Meistern später zu eigen wurde. Der Dirigent Petr Altrichter ging mit ordentlichem Körpereinsatz an das Werk heran, das sehr bald auch kräftig ausmusiziert wurde und damit etwas von seinem klanglichen Zauber verlor – so schroff, wie die Blechbläser im letzten Tutti intonierten, dachte sich Mendelssohn die Inselgruppe sicher nicht.

Antonín Dvořáks Legenden Opus 59 sind kaum bekannte musikalische Kleinode, die sanfter und epischer als etwa die „Slawischen Tänze“ auskomponiert sind. Altrichter formte nun sehr viel ruhiger die melodischen Linien aus und man konnte nun einer intensiveren Klanggestaltung lauschen – der runde Holzbläserklang wusste zu gefallen. Für Dvořáks „Biblische Lieder“, die ebenfalls selten im Konzert zu hören sind, gesellte sich eine große Stimme zum Orchester – der slowakische Bassist Peter Mikulas ist in Tschechien auf nahezu allen Bühnen zu Hause. Dvořáks Psalmvertonungen beließ er in der liedhaften Schlichtheit und zeigte große Wärme. Seine Gestaltung war so genau, dass es eines Textabdrucks eigentlich nicht bedurfte, die Emotionen zwischen Gebet, Dank und Loblied waren bei ihm in guten Händen.

Nach der Pause widmete sich das Ensemble der letzten Sinfonie von Mozart – der sogenannten „Jupiter-Sinfonie“ in C-Dur. Verwunderlich erschien, dass ein Ensemble, das sich speziell der Wiener Klassik verpflichtet, dieses Repertoire eisern in einem Klanggewand des 19. Jahrhunderts aufführt. Ein recht dicker Gesamtklang mit viel Vibrato und stechenden Spitzentönen in den Streichern führte zu einer insgesamt sehr schwammigen Interpretation, die keinesfalls befriedigte.

In den ersten Sätzen fehlte die Liebe zum Detail. Der Glanz dieser Sinfonie, die vor Einfällen nur so sprüht, wurde hier kaum zum Thema gemacht – Vorhalte und Dissonanzen etwa spielten kaum eine Rolle. Altrichter ließ nach einem durchaus gemütlich aufgefassten Scherzo das Finale gründlich zum Spektakel verkommen – das permanent zum Forte und Vorwärtsgang angetriebene Orchester war da selten zusammen und Mozart bekam kaum Luft zum Atmen.

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