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Unbekanntes von Bekannten

Ravel, Strauss und Dvořák im Philharmoniekonzert

Die Dresdner durften am vergangenen Sonnabend erneut eine Wiederbegegnung mit einem Sohn der Stadt erleben, den es früh schon in die Ferne zog: der Dirigent Christoph König war Kruzianer und studierte an der Musikhochschule in Dresden, bevor er Engagements in Malmö und nun seit mehreren Jahren in Porto und Luxemburg wahrnahm. Im dritten Philharmonie-Konzert der laufenden Saison in der Frauenkirche übernahm König die Leitung und konnte sich über sehr guten Publikumszuspruch freuen – vielleicht ein Zeichen, dass die Dresdner ihren Künstlern treu verpflichtet bleiben, auch wenn diese ihr Glück in der Welt suchen.

Keineswegs lockte König mit einem gewöhnlichen Programm, obschon mit Ravel, Strauss und Dvořák bekannte Komponisten angekündigt waren. Einen Tag nach Maurice Ravels 139. Geburtstag gab es mit der Suite „Le Tombeau de Couperin“ ein anständiges Ständchen für den Komponisten – die Musik bezieht ihren Reiz aus der Verbindung barocker Formen und Motive mit der stark dekorativen und hier auch offenherzig verspielten Stilistik des musikalischen Impressionismus. König überraschte gleich im ersten Satz mit straffen Tempi und vielen gut angelegten Kontrastwirkungen. Nachdem die Philharmoniker einmal den Willen zum Folgen signalisiert hatten, war es eine Freude, diesem orchestralen Schmuckstück zu lauschen, denn mit sorgsam differenzierter Dynamik wurde auch die Akustik der Frauenkirche berücksichtigt.

An Richard Strauss kam man auch an diesem Wochenende in Dresden nicht vorbei: neben den bekannten Tondichtungen gibt es aber in dessen reichhaltigem OEuvre auch einige Preziosen zu entdecken. Das Violinkonzert d-Moll, Opus 8 des gerade einmal 18jährigen Komponisten hat sich – im Gegensatz zur ebenfalls früh entstandenen Violinsonate – nicht im Repertoire gehalten. Man ist der holländischen Geigerin Isabelle van Keulen dankbar, dass sie sich immer wieder mit Mut und großer Aufmerksamkeit solchen „Perlen“ am Rande des Repertoires widmet – schließlich kann man an der Musik sehr schön feststellen, wie der junge Richard Strauss mit den Partituren seiner Zeitgenossen vertraut war um allmählich seinen eigenen unverwechselbaren Stil zu entwickeln. van Keulen und König gingen mit großem Ernst an die Sache heran und die Reputation gelang – vielleicht nicht in den ersten Takten, in denen van Keulen noch etwas Nervosität zeigte. Sie lotete aber in der Folge das Konzert als jugendlich-spritziges Virtuosenstück optimal aus und legte sich auch mit Hingabe in die lyrischen Passagen. Dass gerade der 3. Satz bei van Keulen von spielerischer Leichtigkeit viel mehr gekennzeichnet war als von den Mühen der Bewältigung dieser geigerischen – man darf es durchaus so nennen – Frechheiten, sollte als höchst respektable Leistung gewürdigt werden.

Antonín Dvořáks Sinfonien werden gerne als Schlussstück programmiert, gelingt doch hier immer ein melodienseliger, musikantischer Ausklang. Der 5. Sinfonie F-Dur war bisher ein solches Repertoireglück nicht beschieden. Christoph König setzte sich vehement und mit intensiver Ausarbeitung der Partitur für das Stück ein, sodass sich schon im ersten Satz der silbrig-feine, optimistische Dvořák-Klang ausbreiten konnte. König arbeitete viel mit spontaner Motivation, dämpfte da und dort einmal zu forsche Bläser und forderte emsiges Mitgehen vor allem im Finale. Damit gab er nicht nur eine tolle Visitenkarte für seine Dirigierkunst ab, sondern stand auch mit seinem Namen für die Werke voll ein – solch eine Überzeugungskraft, die sich auch sofort auf die Musiker im Orchester übertrug, ist eine gute Sache und wurde vom Publikum mit starkem Applaus bedacht.
(9.3.2013)

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