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Kleine Besetzung – feine Interpretationen

Landeskapelle Eisenach gastierte im Absolventenkonzert der Musikhochschule

Über die aktuelle Situation der Orchester in Mitteldeutschland zu räsonieren, ruft schnell Bitternis und Ärger hervor, vor allem angesichts der Tatsache, dass bereits reduzierte oder fusionierte Ensembles erneut in die Diskussion geraten, wo eigentlich nichts mehr zu sparen ist – im Gegenteil: würden Politiker den Wert der Kulturaktivitäten der Orchester landauf und landab wirklich erkennen, müßte ein sofortiger Appell der Schutzwürdigkeit und der Ausweitung der Kapazitäten erfolgen. Was beispielsweise die Landeskapelle Eisenach, deren Stammhaus 2007 das Musiktheater und damit auch fast die Hälfte der Orchestermusiker verlor, kurz vor ihrem 70jährigen Bestehen zu leisten imstande ist, nötigt höchsten Respekt ab.

Davon durften sich am Dienstagabend auch das Dresdner Publikum überzeugen, denn der Initiative von Rektor Ekkehard Klemm ist es zu danken, dass die Kapelle dessen Idee eines Absolventenkonzertes gleich in die Tat umsetzte und mit einem kompletten Konzertprogramm, das zuvor in Eisenach als Saisonbeitrag erklang, nach Dresden reiste. Dort warteten gleich vier Dirigierstudenten auf das kleine, feine Ensemble und schlossen mit ihren Aufführungen ihre Ausbildung in Dresden ab.

Das Programm war auf die Größe des Orchesters gut zugeschnitten und mit zwei Konzertwerken, einer Sinfonie und einem kammermusikalischen Stück des 20. Jahrhunderts abwechslungsreich. So unterschiedlich sich also die Aufgaben am Pult gestalteten, so persönlich authentisch und ausdrucksstark gaben sich die Dirigenten und Solisten. Damit gelang ein runder Konzertabend, an dem die leidenschaftlich agierende und diesen besonderen Anforderungen gewachsene Landeskapelle Eisenach großen Anteil hatte.

Gleich das Kammerkonzert für 13 Instrumente von György Ligeti erfordert höchste Konzentration und bietet solistische Entfaltungsmöglichkeiten – Dirigent Wolfgang Drescher sorgte von Beginn an für die nötige Klarheit im Verlauf; so konnten sich feinsinnige rhythmische und klangfarbliche Nuancen einstellen. Ein wenig frei von der Anspannung des Eingangswerkes spielten sich die Musiker anschließend in Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert B-Dur KV 456 – David Holzinger am Pult und Hyelim Oh (Klavier) sorgten dabei für sprudelnde Lebendigkeit, aber auch für Sauberkeit und Deutlichkeit in der Phrasierung.

Ähnlich lebensfroh in der Darstellung gaben sich nach der Pause Wawrzyniec Szymanski (Horn) und Andrea Barizza am Dirigentenpult mit Richard Strauss‘ 1. Hornkonzert Es-Dur. Barizza ließ vor allem die Ecksätze vorwärtsgerichtet pulsieren, Szymanski kostete die virtuosen Möglichkeiten seines Instruments sorgsam und souverän aus. Am Ende stand ein Meisterwerk von Joseph Haydn: dessen aus der Londoner Serie stammende 99. Sinfonie wartet mit opulenter Bläserbesetzung und einer Menge harmonischer und satztechnischer Überraschungen auf. Dass dieses Werk auch stilistisch klar gegriffen und in der Wirkung nie langweilig wurde, ist der japanischen Dirigentin Yukari Saito zu danken. Die Dresdner Musikhochschule präsentierte sich nicht ganz ohne Stolz als Dirigentenschmiede, aber auch als wichtiger Partner der Orchester im mitteldeutschen Umland; dafür dankte auch das zu solchen Gelegenheiten im Konzertsaal der Hochschule zahlreich erscheinende Publikum herzlich.
(13.3.15)

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Veröffentlicht in Rezensionen

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