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Experiment in 12 Sätzen

Robert Schumanns Opus 41 in Strehlen

Im Werk von Robert Schumann ist auffällig, dass der Komponist in bestimmten Lebenszeiten hauptsächlich für ein Genre schrieb, so sind ausgesprochen schöpferische Liedjahre, Phasen sinfonischer Kompositionen und um die Jahre 1840-1843 umfangreiche Beschäftigung mit der Kammermusik zu beobachten. Nach Fragmenten aus dem Jahr 1839 schrieb Schumann 1842 gleich drei Streichquartette, diese entstanden innerhalb von nur fünf Wochen. Der Komponist sprach selbst bescheiden von einem „Versuch“; seine eigene Beschreibung eines „dreifachen Quartetts“ in zwölf Sätzen wird untermauert durch erste Ideen, die Quartette zwei und drei ineinander übergehen zu lassen. Im zweiten findet sich zudem eine Reminiszenz an das erste Quartett, die später gestrichen wurde. Dies ist aber erst der Anfang einer höchst komplizierten Quellenlage, denn Schumann wandte sich sogleich an seine Freunde des Gewandhaus-Quartettes und nahm in den Proben zahlreiche Umarbeitungen vor. Ungewöhnlich und dennoch historisch völlig einleuchtend ist daher eine Aufführung aller drei Quartette in einem Konzert. Das Konzert der Reihe „Meisterwerke-Meisterinterpreten“ im Hotel Königshof im Strehlen am Sonntag zeigte so den „Wurf“ des Komponisten und beleuchtete auch den Fortgang vom ersten zum dritten Quartett, in diesen Schritten formte Schumann eine Befreiung von den klassischen Vorbildern hin zu zutiefst empfundener Romantik mit typisch eigener Prägung. In der Interpretation des Robert-Schumann-Quartetts aus Chemnitz wurden diese Hintergründe sofort plastisch, denn in der Gestaltung der Tempi, der Anlage der Sätze hielten die Musiker Maß und kamen so der ungeheuren Ausdrucksvielfalt Schumanns auf die Spur. Doch zwischen dem ersten und den beiden folgenden Quartetten lag ein deutlicher Qualitätsunterschied, der wohl auch darin begründet liegt, dass man eine Weile braucht, um in die Welt Schumanns einzutauchen. Im a-Moll-Quartett waren noch sehr viele Defizite im Spiel der vier Musiker zu hören, kontrapunktische Verläufe passten rhythmisch nicht übereinander, der dritte Satz war intonationsmäßig eine Zitterpartie. Die Herausforderung der Stücke ist immens, es gibt synkopierte Passagen über viele Takte, die einer genauen Absprache bedürfen, um das Metrum zu halten, dort wäre durch eine pointiertere, weniger das Legato betonende Spielweise noch mehr Transparenz herauszuholen gewesen. Nach der Pause führte die Entscheidung, die Quartette zwei und drei am Stück zu spielen, zu sehr viel intensiverem und präziserem Spiel der Musiker. Der Variationssatz des F-Dur-Quartetts gelang farbig, das Scherzo frisch mit klarer Formung des in großen Wellen verlaufenden Themas. Höhepunkte des Konzertes waren für mich die Mittelsätze des dritten Quartetts A-Dur, wo das Robert-Schumann-Quartett beherzt zupackte und so mit Mut zum Risiko in emotionale Tiefe vordrang. Was Schumann selbst als Versuch bezeichnete, geriet in dieser Aufführung zu einem spannenden, letztlich sehr gelungenen Experiment.

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