Internationaler Dirigierkurs mit Prof. Hartmut Haenchen an der Hochschule für Musik
Konzentration und Geduld sind gefragt bei einem Dirigierkurs, wie er jetzt an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ unter Leitung von Prof. Hartmut Haenchen stattfand. Den jungen Dirigenten steht die Anspannung im Gesicht geschrieben, als die Schumann-Partitur vor ihnen liegt. Passen im Klavierkonzert A-Moll die Nachschläge der Streicher übereinander? Zieht die Solistin davon oder läßt sie es heute ruhig angehen? Stimmt die Lautstärkebalance im Orchester? Während die Arme von Oksana Lydiv, Dirigierstudentin an der Dresdner Hochschule ein exaktes Metrum zeichnen, ist der Kopf schon mit diesen Fragen beschäftigt, und zwar gleichzeitig, denn DirigentInnen müssen vor allem vorarbeiten, hören, reagieren, gestalten, und das „just in time“, denn sonst ist die zu bearbeitende Partiturstelle entschwunden, bevor man sich ihr gewidmet hat. Vier volle Tage arbeiteten sechs ausgewählte Studenten aus Mannheim, Berlin, Karlsruhe und Dresden (die Internationalität ergab sich durch einen spanischen Teilnehmer und eine Studentin aus der Ukraine) mit Prof. Hartmut Haenchen an Werken von Schumann, Mozart, Brahms und Bernd Alois Zimmermann. Zur Verfügung stand das Hochschulsinfonieorchester, was eine besondere Herausforderung darstellt, denn hier war auf beiden Seiten des Pultes genügend Arbeitspotenzial gegeben – die jungen Orchestermusiker hatten sich bisweilen innerhalb eines Werkes auf drei verschiedene Dirigenten einzustellen. Flexibilität war da gefragt, denn die zu betreuenden Werke, darunter die 3. Sinfonie von Brahms und die beiden letzten Mozart-Sinfonien lassen sich nicht „mal eben“ herunterspielen. „Der Weg ist das Ziel“ lautete denn auch das positive Fazit von Ekkehard Klemm, dem Leiter des Hochschulsinfonieorchesters, beim Abschlusskonzert im Hygienemuseum. Hartmut Haenchen betonte die Intensität des Kurses, der sich über die Proben hinaus in Gesprächen über aufführungspraktische Fragen und den Dirigentenberuf fortsetzte. Moritz Gnann, Felix Wolters und Thomas Schachschal stellten im Konzert Sätze aus den Mozart-Sinfonien vor, Henrike Enger (Klavier) und Oksana Lyniv widmeten sich dem Schumann-Konzert, bevor zwei Sätze aus der 3. Sinfonie von Johannes Brahms (Leitung Lennart Dohms-Winkel und Eduardo Portal Martin) das Konzert beendeten. Noch einmal sei gesagt, dass solch ein Praxis-Kurs einen unverzichtbaren Baustein auf dem (lebens)langen Weg des Lernens eines Dirigenten darstellt. Die Möglichkeiten in Dresden mit den verschiedenen Orchestern der Umgebung zu arbeiten seien beispielhaft in Deutschland, betonte Klemm, und daher ist diesem Kurs eine unbedingte Fortsetzung zu wünschen.
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