bei hith finde ich heute einen Eintrag über eine seit Oktober 2005 bestehende Einrichtung des Gürzenich-Orchesters in Köln. Unter dem Titel GO live kann man nach dem Konzert eine CD des eben gehörten Konzertes mit nach Hause nehmen, neuerdings sind die Konzerte auch im Internet über itunes käuflich verfügbar. Ich bin da gespaltener Ansicht. Auf der einen Seite meine ich, das Konzerterlebnis wird niemals von einer CD ersetzt werden können. Andererseits sprechen zwei Gründe für diese Einrichtung: wenn ich in dem betreffenden Konzert wäre, gäbe es sicher den Wunsch, ein Werk des Abends noch einmal zu hören, insbesondere bei zeitgenössischer Musik. Und natürlich ist das zukünftig auch eine Möglichkeit, sich über stattgefundene Konzerte im Lande nicht nur lesend, sondern nun auch nach-hörend zu informieren. Das darf nur keine Schule machen, sonst heißt es irgendwann, wenn ich n Freund in Dresden treffe: „Na, hast Du gestern die Münchner Philharmoniker gehört?“ – „Nein, ich hab mir erstmal das letzte Sinfoniekonzert der Hamburger runtergeladen“ – und irgendwann bleibt dann das Radio aus und der Konzertsaal leer, weil eh alles „downloadable“ ist? Gruselige Vorstellung…
Konzert zum Mitnehmen
Veröffentlicht in hörendenkenschreiben
So wie ich es verstehe sollen diesen Live-Mitschnitt nur die erwerben können, die auch im Konzert waren. Downloaden über itunes finde ich blöd. Zumal solche CDs ohnehin nicht für jeden den gleichen Stellenwert haben, denn es ist verbunden mit einem Erlebnis. Wenn ich ein Bild der Zugspitze ansehe, macht es einen Unterschied ob ich selbst schon oben war, oder eben nicht.
Ich seh den Sinn der Sache einfach so, man war da, es hat einem sehr gefallen, und so nimmt den Eindruck als eine Erinnerung mit. Man selbst hat was davon, der/die Künstler haben was davon. Ein toller Service für beide Seiten.
Natürlich wird es auch hier welche geben, die die CDs konvertieren und ins Netz stellen. Aber wird das nicht ein verschwindend kleiner Anteil sein? Die illegale Verbreitung hält sich da, so denke ich, sehr in Grenzen.
Was Konsum über Radio angeht, da vermute ich ohnehin einen baldigen Wandel. Die Leute, die heute von all den Möglichkeiten des Internets schwärmen, und sich ihren Horizont mittels künstliche Intelligenz durch Vorstellung „ähnlicher“ Stücke/Werke/Künstler erweitern lassen, werden schnell merken, dass dies einem Inzest gleichkommt und auf Dauer eintönig wird. Ich bin mir sicher, dass irgendwann wieder der Wunsch aufkommt, dass Redakteuere etwas auswählen, einem etwas vorstellen, sei es Neues, Außergewöhnliches, Trends, Innovationen, Hintergrundinformation. Das Gedudel und das Formatradio wird wieder in der Versenkung verschwinden. Qualität geht über Quantität.
Was Konzertbesuche angeht, so denke ich, dass solch ein Service deren Bliebtheit steigern könnte. Zum einen wird man durch solche CDs selbst wieder erinnert wie schön ein Konzert war und bekommt Lust auf mehr, zum anderen ist es ein Gesprächsthema, man kann Gästen was vorspielen. Das Konzert wird durch den Mitschnitt zum Mitnehmen zum Ereignis, dass nicht so shnell wieder in Vergessenheit gerät. Ich sag mal, ein mehr an Fußball im TV hat zum Beispiel auch nicht der Zahl der Stadionbesucher geschadet.
Und sollten solche CDs der totale Renner werden, dann wäre das auch ein Zeichen dafür, dass bei der Musik wieder mehr und mehr das Interpretatorische, der Künstler an sich, das Spielen von Musik in den Vordergrund rückt, und weniger, die glattgebügelten Studioeinspielungen, die digital bearbeitet, die perfektioniert wurden. Das wäre doch auch begrüßenswert.