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Wenn einer eine Reise tut…

genau, dann erzählt er was. Dieser Eintrag wird daher ein bißchen länger, aber ich hoffe, mit einigen Links und Bildchen (Anklicken vergrößert) wird die Reise plastisch.

1. Tag (Fr, 30.6.)
Manche Reisen beginnen und enden mit einer Höllentour. Wer den Vorteil genießt, zentral zu wohnen (Berlin z.B.) oder Urlaube am liebsten pauschal und „all inclusive“ anzutreten, kennt solcherlei Abenteuer natürlich nicht. Allerdings hat solches „Extremvoyaging“ auch einige Vorteile, man befindet sich in einer Art FLOW zwischen den Orten, nimmt am Boden und in der Luft Landschaften, Menschen, Wetterlagen und Stimmungen wahr und ist unterwegs, nicht von A nach B, sondern mindestens bis D. Aus verschiedenen Gründen war es unvermeidlich, dass ich am 1. Tag früh um sieben in Neuenstadt am Kocher, einer Kleinstadt nahe Heilbronn, mit dem Auto aufbrach. Ich hätte direkt nach Berlin fahren können, wo mein Flieger startete, doch dann wäre das Auto in Berlin geblieben, obwohl der Rückflug nach Köln ging. Daher die Wahl, das Auto im heimischen Ort zu parken um von dort aus mit Zügen und Flügen die Reise zu bestreiten. Gegen halb zwölf war ich in Dresden, um zwei ging es mit dem Zug nach Berlin. Der tolle neue Hauptbahnhof in Berlin hat leider zur Folge, dass die Verbindungen aus Dresden nicht mehr über Schönefeld verkehren, so durfte ich an einem recht neuen Bahnhof namens „Südkreuz“ aussteigen und mir per S-Bahn den Restweg verschönern. Da zeitgleich einige Stadtviertel weiter eine gewisse „Nationalelf“ ihr Glück gegen Argentinien versuchte, versüßte mir der Radiokommentar per Knopf im Ohr die Weiterreise. In Schönefeld eingecheckt, führte mich zunächst der Weg in die Abflughalle, denn dort hatten sich ca. 300 Menschen vor einem Monitor versammelt, die erste Halbzeit konnte ich komplett anschauen, viel passierte da noch nicht. Dann ging es hinter die Sicherheitsbarrieren, der Knopf im Ohr musste wieder herhalten, kurz vor dem Boarding fiel das 1:0 für Argentinien. Im Flugzeug dann die üblichen Durchsagen und Sicherheitsvorkehrungen, bevor der Pilot durchgab, dass Klose das 1:1 gelungen war: riesiger Beifall, Aufatmen, denn das Spiel war ja fast um. Während der Verlängerung war ich in der Luft, irgendwo zwischen Chiemsee und Dolomiten dann die Erlösung aus dem Lautsprecher: das Spiel ist gewonnen. Erneute Begeisterung in den Reihen, glückliche Gesichter bei der Landung in Pisa. Allerdings war ich da schon einigermaßen fertig mit der Welt, schließlich war es 20.30 und ich hatte eben einen Höllentag hinter mir. Der noch nicht ganz beendet war, denn irgendwie musste ich ins Hotel. Das gelang mit dem klimatisierten Linienbus ganz gut, vor lauter Tascheschleppen im Halbschlafzustand verpasste ich fast, dass linker Hand der „schiefe Turm“ im Abendlicht lag. Und das Hotelzimmerstellte sich als unzumutbar stickig heraus, sodass ich kurz nach meiner Ankunft bereits wieder in die Altstadt flüchtete. Außerdem spielte ja Italien gerade gegen die Ukraine. Mit Fried Fish auf dem Tisch vor mir in der Osteria betrachtete ich aus dem Augenwinkel, wie die Squadra Azurra die Russen mit 3:0 ins Nirwana schossen. Der Weg zurück ins Hotel stellte sich als schwierig heraus, da ganz Pisa den Sieg feierte und die Horden mit den Italienfahnen genau entgegengesetzt von mir offenbar zu einem zentralen Platz zogen. Neutral gekleidet, mischte ich mich unters Volk und lauschte auf der Piazza Garibaldi den Fan- und Siegesgesängen.

2. Tag
Eine recht schwüle Nacht folgte, dann die Erfahrung des italienischen Hotelfrühstücks mit Plörre (ich hatte in Italien eigentlich GUTEN Kaffee erwartet) aus dem Automaten, einem Weißbrot und einem komplett mit Puderzucker zugedecktem Croissant. Solchermaßen gestärkt, war es Zeit für einen Rundgang durch die Stadt, die eigentlich sehr putzig und überschaubar ist (69000 Einwohner).

Ähnlich wie in Dresden an der Frauenkirche kippt man in Pisa an der Piazza Miracoli aus den Bussen die Tagestouristen aus, die sich dann mit einer Kombikarte die auf dem Platz befindlichen Sehenswürdigkeiten als da wären Schiefer Turm, Dom, Battistelli (?) und Museen im Laufschritt angucken dürfen. Der Turm ist wirklich imposant, und die Besucher, die hinaufdürfen, sind streng reglementiert, nicht, dass das Ding eines Tages doch noch umkippt. Ansonsten schien mir die Stadt sehr freundlich und unaufgeregt zu sein, möglicherweise lag diese Ruhe auch daran, dass die Tifosi nach ihrem Sieg erstmal ihren Rausch ausschliefen und sich nur ein paar Mütterchen zum Marktkauf in die Altstadt verirrten. Dazwischen ich, der mit gebrochenem Italienisch (ich hasse es, wenn ich die Sprache eines Landes nicht richtig beherrsche) an ebendiesen Marktständen die Verpflegung des Tages sammelte: Tomaten, Äpfel, Pfirsiche, Brot (kleine Weißbrothaufen sind dort so ähnlich wie unsere Brötchen), natürlich Wasser und an den toskanischen Mandelkeksen (Cantuccini) konnte ich auch nicht vorbei. Um zwei traf ich am Bahnhof meine Reisebegleitung und dann ging es per Zugdie ligurische Küste hoch. Ich wüßte nicht, dass ich jemals in Deutschland ein Zugticket für 4.65€ gekauft hätte. Es würde mich von Dresden aus maximal ins benachbarte Pirna befördern, aber weiter nicht. In Italien gilt noch das alte Kilometerpreisprinzip, daher kommt man mit so einem Ticket aus der Toskana bequem nach Ligurien, wenn man akzeptiert, dass einem in voller Fahrt die antiken Vorhänge vor den offenen Fenstern ins Gesicht klatschen und Unterhaltungen nur in gehobener Lautstärke bis Brüllen möglich sind. Ziel war die Cinque Terre, genauer das Dörfchen Monterosso.

Die Cinque Terre sind ein hervorragendes Wandergebiet, stehen unter Naturschutz und fünf Dörfer kleben wie kleine Schwalbennester an den Felsen, die bis ins Meer ragen. Diese letzten Ausläufer der apuanischen Alpen sind nichts für Pauschalurlauber, denn Strände sind rar, kieselig oder gleich auf Felsboliden angesiedelt. Dennoch, das lernten wir in den folgenden Tagen, scheinen die Dörfer vor allem für Amerikaner einen festen Punkt im Italienprogramm (Rom-CinqueTerre-Venedig vermutlich) zu bilden, denn die Hauptsprache im Dorf war nicht italienisch sondern englisch und einige Pubs und Burger-Kneipen bildeten die skurrilen Auswüchse dieser Landnahme. Die Dörfer selbst sind aufgrund ihrer Lage fast alle für Autos gesperrt und nahezu unerreichbar, das Hauptverkehrsmittel ist der Zug, der bei Erreichen eines Dorfes kurz aus einem der unzähligen Tunnel auftaucht und danach wieder darin verschwindet. Am Bahnhof angekommen sollten wir uns im Nationalparkbüro melden, zeigten unser Zettelchen mit der Quartieradresse vor und wurden gleich telefonisch mit der Hausmutter verbunden. Diese teilte uns dann auch gleich mit, dass die Abholung mit dem Auto nur an der Schranke erfolgen könne, die das Dorf von der motorisierten Restwelt trennt. Beim Schleppen der Taschen durch das Dorf stellten wir fest, dass die Ausmaße des Dorfes größer sind als man beim ersten Anblick vom Bahnhof feststellen konnte, völlig verschwitzt und fertig standen wir dann an der Schranke und unser „Taxi“ fuhr uns hoch in die Berge zum B&B-Quartier. Dieses allerdings war ein Glücksgriff, ein reiner Traum.

Gelegen am Hang, der steil zum Meer und zum Dorf hinabfällt, inmitten von Oliven- und Zitronenbäumen. Eine Frühstücksterrasse, ein kleines Häuschen mit vier Gästezimmern, zwei weitere Häuschen für die Betreiber, ansonsten nur Natur und ein Ausblick, bei dem man einfach nur satt und glücklich wird.

Abends sind wir dann noch zum Essen hinuntergefahren, das war lecker, aber eben auch ein wenig irritierend ob der ganzen amerikanischen Familien an den Nebentischen.
3. Tag
Frühstück auf der Terrasse, frisches Obst, wunderbarer Kaffee, allerdings wieder ein puderzuckergetränkter Kuchen, nun gut, man braucht auch Kalorien für den Tag. Hier gibt es nun gar nicht soviel zu berichten, außer, dass der Tag einfach mit Ausruhen, Entspannen und Baden komplett ausgefüllt war. Achja, Portugal entledigte sich England und Frankreich kickte die gähnend langweiligen Brasilianer vom Platz.

4. Tag
Da wir an diesem Tag schon vom Badetreiben im Dorf leicht angenervt waren (die leichte Erreichbarkeit der Dörfer per Zug sogar aus Metropolen wie Florenz und Genua führt an den Wochenenden mehr oder weniger zum Kollaps, denn natürlich nutzen auch die Italiener aus den Städten die Verbindung zum „Badetag“ in der Cinque Terre), verblieben wir fast den ganzen Tag auf „unserer“ Terrasse auf dem Berg. Zum Einkaufen fürs Abendessen fuhr ich hinunter, dabei konnte ich an den Obstständen stetig meine Italienischkenntnisse verbessern und auch vermeiden, ständig ins Spanische zu verfallen (succo statt zumo, per favore statt por favor, ganz schön anstrengend…). Am späten Nachmittag sind wir dann doch noch zum Baden „hinabgestiegen“, diesmal ein Trip ins benachbarte Vernazza.

Das Dorf stellte sich zwar als ruhig und angenehmer als Monterosso heraus, dafür teilte sich Bucht und Strand, Mini-Hafen und Dorfpiazza nebst ehrfurchtgebietender Kirche den engen Platz zwischen zwei Felsen, der Platz zwischen den Tunneln war sogar so eng, dass man „im Dunkeln“ ausstieg und vom Bahnsteig regelrecht ins Dorf hinunterpurzelte. Das Abendessen auf der Terrasse war ein reiner Genuss, es geht nichts über frische Tomaten, Käse, Salami und das in der Gegend beheimatete „Focaccia„, ein beliebig belegbares (Oliven-)Fladenbrot, warm oder kalt.

5. Tag
Nochmal Frühstück auf der Terrasse, dann auschecken und mit dem Taxi bis zur Schranke. Nach Aussage des Quartiermenschen gab es ein „Deposito“ am Bahnhof für unser Gepäck, daher beschlossen wir dies zu nutzen und später am Tag zu reisen, damit wir noch einmal das ligurische Meer ausnutzen konnten. Leider war dies eine Fehlinformation, und so schleppten wir unsere Kilos mit an den Strand und konnten aufgrund von Sicherheitsmaßnahmen nur abwechselnd baden, während der andere den Gepäckwächter am Handtuchplatz machte. Durch ein Gewirr von Tunnel und vorbei an geschichtsträchtigen Orten wie Rapallo ging es dann nach Genua, auch dies ein Ort, an dem ich noch nie gewesen bin. Interessant waren die Parallelen zum spanischen Málaga, denn ähnlich wie dort ist die Stadt „ursprünglich“ oder „landestypisch“. Die Bade- und Touristenorte sind drumherum, die Stadt selbst gehört den Italienern, wenn man einmal davon absieht, dass viele Kreuzfahrtschiffe den großen Hafen als Haltestelle anlaufen. Genua ist so groß, dass man eine Menge sehen und unternehmen kann.

Wir hatten die Stadt eigentlich nur als Quartier gewählt, weil der Rückflug von dort aus gebucht war. Für den zweiten Tag in Genua buchte ich daher von Deutschland aus eine „Whalewatch-Tour“, fünf Stunden auf einem Schiff mit der Chance, einige Wale oder Delfine zu sichten, schien mir eine tolle Sache. Zunächst kamen wir in Genua unterirdisch auf einem der vielen Bahnhöfe der Stadt an und bahnten uns wieder schleppender- und schwitzenderweise den Weg zum Hotel, das gottlob nicht weit entfernt lag. Wieder eine Überraschung: das Hotel Balbi liegt in einer Straße mit etlichen alten „Palazzi“, selbst in unserem Hotel im 3. Stock eines Stadthauses waren die Zimmerwände bestimmt drei Meter hoch und an der baldachinartigen Decke befanden sich Malereien, morbide anmutend, da der Putz nicht mehr ganz rein war und die Farben blass. Dennoch ist es toll, fünf tanzenden Engeln an der Decke beim Einschlafen zuzusehen… – Nach der Ankunft gab es nur noch zwei Dinge: irgendwo in der Stadt was essen (diesmal landeten wir in arabischen Imbissgefilden) und DAS Spiel: Italien-Deutschland. Nach einem Irrlauf durch das Labyrinth der Altstadtgassen fanden wir dann auch wirklich eine Piazza mit Leinwand.

Nüchterne Feststellung: fünf deutsche Zuschauer (zwei davon wir) und ca. 300 Tifosi…Nur ging es diesmal nicht gegen die Ukraine, sondern gegen Deutschland und so waren wir völlig eingetaucht in das Gebrülle der Italiener: „Klose-Bastardo“ war noch das harmloseste, was mir von hinten in den Nacken gebrüllt wurde. Ohrenbetäubende Schreie, wenn ein Italiener gefoult wurde, zaghaftes Klatschen meinerseits, wenn Lehmann einen Ball hielt, dann das ängstliche Umschauen: ja, sie hatten längst erkannt, dass da fünf deutsche unter ihnen waren. Aber sie waren brav. Ist ja nur ein Spiel. Nach Ablauf der regulären Spielzeit bin ich allerdings an die „Außenbande“ geflüchtet, die „Italia“-Schlachtrufe quer über die ganze Piazza brachten mich an den Rande eines Hörsturzes, außerdem stieg der Alkohol- und Fluchlevel bei den Tifosi erheblich, sodass ich mir die Konsequenzen eines deutschen Sieges auf dieser Piazza kaum mehr ausmalen wollte. Da wir davon ausgingen, dass es zu einem Elfmeterschießen kommen würde, traten wir den Heimweg zum nahegelegenen Hotel an. Kaum hatte ich dort den Fernseher angeschaltet, fielen die beiden Tore für Italien. Ende dieses anstrengenden Tages.

6. Tag
Heute standen die Wale auf dem Programm. Der Zug verließ Genua zeitig, daher hieß es früh aufzustehen. Diesmal ging die Fahrt auf der anderen Seite der Küste weiter, die „Riviera Ponente“, die sogenannte „Blumenriviera“ ist von der Landschaft her sanfter, die Küstenflächen sind breiter als in der hügelig-felsigen Riviera Levante. Dafür ist das Gebiet leider auch zersiedelter. Genua zieht sich noch einige Kilometer an der Küste entlang, dann folgen die ersten Pendler-Badeorte für die Städter, schließlich die Großstadt Savona. Danach wird es wieder ländlicher und wir kamen in Finale Ligure an, ein angenehmer kleinerer Badeort. Die heute zu bewältigende Aufgabe hieß: „Finde das Boot“, denn weder meine telefonische Vorarbeit, noch die Nachfrage vor Ort konnte genauere Infos erbringen. Schließlich lockte die Tourist-Info uns zum örtlichen Hafen, der allerdings am anderen Ende des Ortes lag, gottlob reichte die Zeit. Im Hafen selbst dann erneute Verwirrung: „ja, die Boote starten hier, gehen sie dorthin“. „Nein, hier liegt das Boot nicht, gehen sie gegenüber zur Tankstelle“. Noch einmal rund um den Hafen, an der Tankstelle die beruhigende Antwort: „Ja, hier legt das Boot immer an“. Nur offenbar heute nicht, denn wir warteten eine geschlagene Stunde. Zurück zur Hafenbar, Stärkung mit Kaffee und Saft. Aus dem Augenwinkel sehe ich hinten bei der Tankstelle ein Boot anlegen „Vorrei pagare“ und ein Sprint durch den Hafen folgte. Es war auch das Wal-Boot, allerdings kam es von einer anderen Tour zurück und der Käpt’n (Arme wie Schwarzenegger, dazu die obligate Sonnenbrille) erklärte uns, dass Mittwochs keine Wal-Touren stattfinden. Außerdem sei heute die Strömung sowieso so stark, dass die Touren für die folgenden Tage gecancelt würden, er habe seinen Taucher für das „Sea-Watching“ kaum an der Leine halten können. Ok. Keine Bootstour. Aber da wir nun einmal an diesem schönen Ort waren, beschlossen wir stattdessen einen erneuten Badetag einzulegen, was sich als absolutes Highlight herausstellte. Ich habe noch nie einen Ort am Mittelmeer mit solch klarem, grünlich-blauen Wasser gesehen.

Da wir überdies etwas außerhalb der „Bagni“ (die Italiener pflegen am Strand ein gesittetes, bezahltes Nebeneinander mit Liege, Schirm und etwa einem halben Quadratmeter Aufenthaltsfläche) waren, war es ruhig und entspannend. Nur ins Wasser musste man sprinten, wir hatten keine Badelatschen mit und der aufgeheizte Sand brannte wie Feuer. Zurück ging es wieder mit dem Zug und wir beschlossen, am letzten Abend noch irgendwo was „kleines“ zu essen, Nudeln oder Pizza halt. In Genua gibt es ja zig kleine Osterias, da würde sich was finden. Zunächst hatten wir aber das Bedürfnis, die besondere Lage der Stadt zwischen den steilen Bergen zu erkunden. Eine Zahnradbahn beförderte uns auf einen der Hügel, den „Righi“, dort hatten wir eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt.

Gleich neben der Bergstation der Zahnradbahn befand sich ein kleines Restaurant namens „Montallegre“, das angeschlagene Menu del giorno sah einladend aus. Und das war auch ein kleiner Traum, denn das Restaurant verfügte über eine überdachte Terrazza mit Blick auf die ganze Stadt. Allerdings hatte ich mich mit den Preisen etwas vertan, ein paar gebackene Pilze als Vorspeise entpuppten sich offenbar als Delikatesse der Karte. Dafür habe ich dort oben die beste Calzone meines Lebens gegessen und jeder, der meint „Nudeln und Pizza könne man doch auch zu Hause essen, dafür brauche man nicht nach Italien fahren“ erliegt einem gewaltigen Irrtum, jedenfalls, was den Geschmack betrifft. Der Chianti war obligat, das Kippen der selbigen Flasche vielleicht etwas zu fix, aber schließlich spielte ja Portugal gegen Frankreich, und das wollten wir nicht verpassen. Eine Etage tiefer war im Gastraum (gleichzeitig Zigarettenkiosk, Zahnradbigliettiverkaufsstelle und örtlicher Tratschtreffpunkt) eine kleine Leinwand, als wir runterkamen, stand es bereits 1:0. Weiter passierte nicht viel, schade für die Portugiesen, fand ich.

7. Tag (6.7.)
Das war der kleine, aber feine Urlaub. Mir stand, wie zu Beginn, noch einmal eine „Höllentour“ bevor. Flug nach Köln, von dort aus mit dem Zug nach Dresden. In Italien klappte ja alles prima, aber kaum waren wir in Köln angekommen, kollabierte das dortige Zugstellwerk. Meine Verbindung nach Dresden war hin, denn mit vielen anderen Reisenden mussten wir den Linienbus nach Porz-Markt nehmen und von dort aus mit einer (hoffentlich) verkehrenden S-Bahn weiter. Eine solche Meute mit Schrank- und Überseekoffern hat die Porzer Innenstadt wohl auch noch nicht gesehen. Immerhin sorgte der freundliche Hinweis der Bahnmitarbeiterin am Flughafen dafür, dass ich nur eine einstündige Verspätung hatte und nun hoffentlich bald in Dresden anlanden werde. Derzeit grüßt Weimar aus dem ICE-Fenster und die Reisenden dämmern im abendlich unterkühlten ICE vor sich hin. Und ich schließe jetzt den Laptop und träum mich zurück an die ligurische Küste.
Fine.

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4 Kommentare

  1. Sehr schöner Text! Da hat es mal richtig Spaß gemacht, einen Urlaubsbericht zu lesen. Sonst ist das doch immer eher anstrengend, aber deine kleinen Anekdoten hier und da und dieser wunderbare rote Fußballfaden (mich hat es ja zum Ende hin doch noch erwischt)ist auch sehr gelungen.
    Klingt nach einem schönen, fordernden Urlaub.

  2. PS: vergessen hast du nur die Touris, die in Pisa für Fotos den schiefen Turm „halten“ – wir haben damals einen Wettbewerb gemacht: wer versaut die meisten Fotos von Touristen mit vor-die-Linse-springen… Anne und ich haben gewonnen, wir standen 3 Minuten vor der Videolinse eines Hobbyfilmers und gingen sogar mit, als er entnervt den Standort wechselte 🙂

    • ich glaube, das „Turmhalten“ geht mittlerweile gar nicht mehr, da der Turm von einer Art Betonbecken eingefasst wird, das nicht betretbar ist. Ginge also nur noch perspektivisch aus weiterer Entfernung…

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