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Eine Generation weiter

Als die Wende kam, war ich 19 Jahre alt. Die heutigen Neunzehnjährigen waren zur Wende drei Jahre alt. Da wird man nachdenklich, wenn man 16jährige im Radio im Interview hört, die von ihren Eltern („früher durfte man nichts laut sagen“) und Großeltern („aber irgendwie war es doch besser“) erzählen. 1990 hatte ich das Abi geschafft, Lehre angefangen um die Zeit bis zum Studium zu überbrücken. Die Wende erschien in Gestalt von Frau Zielinski, neue Kassiererin in meinem Lehrbetrieb, sie war aus Halle/Saale und fortan die gute Seele des Ladens. Mein erster Besuch im Osten führte mich nach Halberstadt/Michaelstein, das war 1992, ein Jahr später ließ ich mich in Dresden nieder, wo ich heute noch lebe. Ich muss sagen, dass ich innerlich fast mit dem Westen, der meine Herkunft bedeutet, abgeschlossen habe. Zu groß und vielfältig ist die Lebensqualität hier, zu wichtig sind mir die Menschen, das Tempo, die Atmosphäre. Und in den 13 Jahren hat sich in der Stadt vieles verändert, lediglich die alte Generation kommt nicht mit. Hingegen ist für die jungen Leute die Einheit selbstverständlich, sie kennen nichts anderes, außer eben die Statements und Vorurteile der Alten, was einen nicht unerheblichen Aspekt in der Einschätzung darstellt. In der Kneipe beim Kennenlernen hebt die Spezies der Westgeborenen immer noch das „komme ausm Westen“ hervor, als ob man einer besonderen Behandlung bedürfe. Dresdner fragen mich sowas nie. Ich fühle mich angekommen.

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