8. Zykluskonzert der Dresdner Philharmonie in der Kreuzkirche
Ausschließlich Bekanntes gab es im 8. Zykluskonzert der Dresdner
Philharmonie zu hören, das in der Kreuzkirche am vergangenen Wochenende stattfand. Keine idealen akustischen Bedingungen für große Sinfonik also, aber Publikum und Orchester arrangieren sich mit der Situation und machen das Beste daraus. Chefdirigent Rafael Frühbeck de Burgos präsentierte zunächst die 1. Suite aus der Bühnenmusik zu „Peer Gynt“ von Edvard Grieg und setzte in den ersten beiden Sätzen sogleich persönliche Akzente, denn die „Morgenstimmung“ kam recht flüssig daher, hier hätte ich mir mehr Zeit zum Ausspielen gewünscht. Diese war dann in „Ases Tod“ in äußerst langsamem Tempo vorhanden, und Frühbeck de Burgos nutzte die nachdenkliche Stimmung des Stückes, um im Kirchenraum besonders feines Pianissimo auszukosten. Die beiden folgenden Sätze gelangen solide, wobei „Die Halle des Bergkönigs“ natürlich immer ein Stück zum Glänzen darstellt. In nördlichen Gefilden verblieb auch das Solokonzert des Abends: Das Klavierkonzert von Edvard Grieg ist bei Solisten wie beim Publikum gleichermaßen beliebt. Schön, dass der österreichische Pianist Christoph Berner nach seinem Engagement im 4. Kammerkonzert erneut im philharmonischen Rahmen brillierte. Seine Interpretation hob sich wohltuend von den unzähligen Einspielungen dieses Werkes ab und legte deutlichen Augenmerk auf die charakterliche Themengestaltung. So modellierte Berner etwa das erste Hauptthema als Ruhepunkt des 1. Satzes und kontrastierte dazu die vielen Läufe und leidenschaftlichen Temposteigerungen. Auch in der Kadenz legte er mehr Wert auf klangliche Ausgestaltung denn auf virtuoses Feuerwerk. Letzteres hob er sich für den 3. Satz auf, bei dessen atemloser Tempogestaltung man zu Beginn zweifelte, ob das durchzuhalten war. Doch die emotionale, flexible Haltung von Berner überzeugte hier, lediglich der 2. Satz wusste einige Male nicht recht vom Fleck zu kommen. In der Orchesterbegleitung hätten vor allem die Achtelbegleitungen der Streicher stimmiger erscheinen dürfen, sicher und klangschön präsentierten sich die Hornsoli. Mit Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie c-Moll, Opus 67 stand ein weiteres bekanntes Werk auf dem Programm, doch ein jedes Mal darf man fragen: kennt man es wirklich? Wer genau hinhört, wird auch heute noch Rätsel in den Durchführungen entdecken, harmonische Irrläufe oder ein Panoptikum von kleinen Begleitfiguren, die sich urplötzlich zu einem Orkan aufschwingen. Frühbeck de Burgos dirigierte dieses Werk mit Leidenschaft und Strenge im Tempo, ausgerechnet der Beginn kam aber doch recht langsam von der Bühne und hätte viel mehr Dramatik im Ausdruck vertragen können. Vielleicht hätten extremere dynamische Kontraste, die ja in der Grieg-Suite bereits vorgestellt wurden, der Interpretation gutgetan. Im 4. Satz jedenfalls war nur noch ein lärmender Vorwärtsdrang zu bemerken, der deutlicher hätte differenziert werden müssen, außerdem stimmten einige Bläserakkorde nicht. Die Mittelsätze waren feiner ausgehört und auch im Raum klanglich gut abgestuft. Interessant waren die von Frühbeck de Burgos durchgeführten Attacca-Übergänge und auch die internen abrupten Tempowechsel, die eben betonen, dass hier keineswegs ein Werk zur leichten Unterhaltung vorliegt – ein Konzert mit Repertoire also, das aber durchaus wieder einmal zur intensiveren Betrachtung dieser Werke einlud.
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