Das Landesjugendorchester Sachsen im Frühjahrsprojekt
Das 33. Projekt des Landesjugendorchesters Sachsen bestand aus einer Arbeitswoche, die mit insgesamt vier Konzerten beendet wurden, eines davon konnten die Dresdner am Sonntag in der Dreikönigskirche erleben. Ein rein romantisches sinfonisches Programm in nicht allzu großer Orchesterbesetzung war diesmal zu bewältigen und erneut konnten die Zuhörer bemerken, in welch hervorragender Qualität sich der sächsische musikalische Nachwuchs im Orchester zusammenfindet. Solch eine Leistung wächst innerhalb der gemeinschaftlichen Probenphase und somit war zu Beginn des Konzertes auch eine gewisse Anspannung unter den Jugendlichen zu bemerken. Der hohe Anspruch, den die Musiker sich selbst setzen, wurde in diesem Konzert aber vorzüglich eingelöst. Der Gastdirigent Alexander Mayer, sonst in pfälzisch-saarländischer Umgebung tätig, präsentierte ein rein romantisches Programm, das aber eben nicht die Klangopulenz des spätromantischen Orchesters auskostete, sondern in nahezu allen Stücken kammermusikalische Feinheiten darbot. Plastisch wurde dies gleich in der Ouvertüre „Die schöne Melusine“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy in stimmungsvoller Bläserführung vorgeführt, wenngleich der Beginn vor allem im Streicherapparat noch von etwas Lampenfieber und Vorsicht geprägt war. Mayer legte aber ein frisches Tempo vor und das Orchester kam im Laufe des Werkes immer besser in Schwung. Vom Leipziger Gewandhauskapellmeister Carl Reinecke erklingen selten Kompositionen in den Konzertsälen, eines seiner reifsten und intensivsten Stücke, das Flötenkonzert D-Dur, Opus 283 ist jedoch vor allem aufgrund des Engagements der Solisten öfter zu hören. Was die in Leipzig studierende Soloflötistin Ina Richter in ihrer Interpretation an vielfältigen Klängen, sattem und vor allem überlegtem Ton sowie virtuos perlendem Spiel zeigte, war durchweg faszinierend. Richter formte die Melodien aus großer innerer Ruhe heraus und gestaltete etwa 2. Satz sehr intensiv, konnte sich dabei aber auch auf ein höchst aufmerksames, flexibel reagierendes Orchester im Hintergrund verlassen. Dankbar durften die Zuhörer über die Auswahl des Schlusswerkes sein, denn dieses hört man wahrlich selten, obwohl es ein musikalisches Kleinod ist: die Bühnenmusik zu „Pelléas und Mélisande“ von Jean Sibelius wartet mit großer Melancholie, einem (hier wunderbar gelungenen) Englisch-Horn-Solo und zauberhaften Orchesterfarben der leisen Art auf. Alexander Mayer musizierte einige Male an der Unterkante der Tempi, dennoch wurde der Klang nie brüchig, man konnte sich über ein gutes Miteinander in den Orchestergruppen freuen. Auch der Gesamtklang blieb in der Kirche immer ausgewogen. Mit Mélisandes Tod endete das Konzert in intensiver, ruhiger Weise. Statt Glanz und Gloria (das folgt unter Garantie im nächsten Projekt, in welchem das Ensemble sein 15jähriges Bestehen feiern wird) formulierten die jungen Musiker hier ein Exempel an Schönklang und feiner Ausgestaltung – in überzeugender Weise.
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