Jubiläumskonzert des „ensemble courage“
Leider waren die Ränge im Festspielhaus Hellerau beim Jubiläumskonzert des Dresdner „ensemble courage“ nicht ganz gefüllt. Man hätte es den Instrumentalisten gerne gegönnt, denn was diese Ausnahmemusiker in den vergangenen 10 Jahren nicht nur für Hellerau, sondern auch für die Belebung der kulturellen Szene in Dresden getan haben, hätte ein deutliches Mehr an Gratulanten verdient. Die Anwesenden begrüßten und feierten das Ensemble jedoch aufs Herzlichste, Intendant Prof. Udo Zimmermann wusste denn auch in einer kurzen Rede die Bedeutung und Geschichte des Ensembles zu würdigen. Den Festgedanken beging ensemble courage auf seine Weise: statt Jubel und Theaterdonner zeigten die rund zwanzig Musiker, was sie am Besten können: Neue Musik spielen, und zwar auf höchster Qualitätsstufe. Damit hat sich das Ensemble schon in den vergangenen Jahren auch in der internationalen Szene einen markanten Ruf geschaffen und das Jubiläumskonzert war nichts weiter als eine großartige Demonstration dieser Qualität. Zum Geburtstag hatte man sich zwei Uraufführungen „gegönnt“, diese stammten von Komponisten, die seit langer Zeit dem Ensemble nicht nur freundschaftlich verbunden sind, sondern auch die Entwicklung maßgeblich mitgeprägt haben: Benjamin Schweitzer gründete ensemble courage 1997 und leitete es mehrere Jahre. Sein neues Werk „achteinhalb“ darf daher gerne als Gabe und Dank gleichzeitig empfunden werden. Im Vergleich zu früheren Werken fällt Schweitzers Hinwendung zu rhythmisch-körperlicher Klangästhetik auf, die hier in focussierter Konzentration das ganze Stück bestimmt. Ein Felsengarten voller tiefer Klänge türmt sich da auf, der aber seine Kompaktheit vor allem durch die zeitliche Beschränkung auf eben achteinhalb Minuten erhält. Direkt danach erklangen als Uraufführung Gerhard Stäblers „Übungen der Annäherung“ für drei Instrumente. Tobias Schwencke (Klavier), Georg Wettin (Klarinette) und Ulrich Grafe (Schlagzeug) formten eine formidable Interpretation eines Werkes, das zwischen gestischer Bedeutungsschwere und scheinbarer Leere zu fast greifbarer Poesie fand und einen sehr starken Eindruck hinterließ. Im ersten Teil des Konzertes traf die fast angstmachende Sprachgewalt von Salvatore Sciarrinos „Introduzione all’oscuro“ (bereits hier war die Exaktheit der Interpretation hervorstechend) auf das nachdenkliche „Beyond…“ von Tobias Schwencke, ein sich mehrfach um seine Achse drehendes Stück, dessen fragende Phasen schließlich in einem Drama der Ein-Tönigkeit einer Geige kulminierten. Demgegenüber stand mit Georg Friedrich Haas‘ „Nach-Ruf…ent-gleitend“ eine vor allem mikrotonale Klangwelt der Schwebungen und Akkordblöcke auf dem Programm, zu der ein Zugang recht schwer fiel, wo aber die Faszination des farbenreichen Klangbildes schon allein zufriedenstellte. Am Ende kam das große Ensemble unter der subtilen, stets motivierenden Leitung von Titus Engel zu Iannis Xenakis‘ „Waarg“ zusammen, ein durch seine Räumlichkeit und Massierung beeindruckendes Werk. Die Entfesselung von naturnahen Kräften wirkte unmittelbar, ensemble courage spielte hier wie im ganzen Konzert mit höchstem Darstellungswillen und selbstverständlicher Souveränität. „Wir stehen erst am Anfang“ meint Dirigent Titus Engel. Was er und seine Musiker am Donnerstag und in den vergangenen Jahren in vielen Konzerten zeigten, ist ein mehr als brillanter Anfang. Die spannende Fortsetzung dieses Ensemble-Lebens innerhalb der neuen und neuesten Musik ist garantiert.
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