Erzgebirgische Philharmonie Aue musizierte mit Studenten
Die Absolventenkonzerte der Hochschule für Musik sind eine Bereicherung für das Kulturleben in Dresden, stellen sich doch hier in loser Folge immer wieder junge Talente mit großen klassischen Werken vor. Für die Studenten ist die Zusammenarbeit mit den sächsischen Orchestern indes ein Glücksfall, und das Engagement der Erzgebirgischen Philharmonie Aue ist daher auch sehr zu begrüßen. In der Lukaskirche war am Donnerstagabend ein abwechslungsreiches Programm zu erleben, was daran lag, dass nicht weniger als drei Dirigenten sowie Solisten der Fächer Gesang, Klavier, Cello und Kontrabass beteiligt waren. Für die Dirigenten hielten die Stücke unterschiedliche Aufgaben bereit. Robert Schumanns „Genoveva“-Ouvertüre braucht interpretatorische Belebung, um nicht in der Beiläufigkeit zu verschwinden. Dagegen besteht die Aufgabe des Orchesters in Giovanni Bottesinis „Passioni amorose“ lediglich in sparsamer Begleitung der beiden Solisten. Dieses Stück bot durch die hervorragende Interpretation durch Rut Nothelfer (Cello) und Johannes Nalepa (Kontrabass) Anreiz zum Schmunzeln. Die „Liebespassionen“ der schwergewichtigen Instrumente sind mit Augenzwinkern zu hören und genau so wurden sie auch gespielt: hingebungsvoll und edel im Klang. Christian Scheel am Dirigentenpult hielt die Philharmonie aus Aue gut zusammen, wenngleich im Orchester vor allem in der Ouvertüre die Darstellung markanter und reaktionsschneller hätte sein können. Manuel Pujol dirigierte dann mit Übersicht und ruhiger, manchmal etwas zu gediegener Lesart sechs Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ von Gustav Mahler. Ab und an traten Stimmen im Orchester zu sehr hervor, was manchmal die Gesangsstimmen in ungünstigen Lagen verdeckte. Die Sänger Felicitas Ziegler, Dorothea Winkel und Matthias Kleinert schlugen sich zwar achtbar durch die Lieder, kaum einmal wirkten diese aber frei und stimmlich souverän beherrscht. Über die Bewältigung hinaus wäre noch viel mehr Charakter in die einzelnen von Mahler auskomponierten Lebens- und Liebessituationen einzubringen. Nach der Pause stand für Dirigent Lennart Dohms eine große sinfonische Aufgabe bereit: das 2. Klavierkonzert B-Dur Opus 83 von Johannes Brahms ist keinesfalls nur ein Begleitstück für das Soloklavier. Dohms formte mit viel Kontakt zu den Musikern eine überzeugende Interpretation und motivierte das Orchester zu ausbalanciertem, flexiblen Spiel. Die kantig-männliche Grundhaltung des Konzertes zeichnete die Solistin Minyoung Roh (Klasse Prof. Winfried Apel) mit beherztem Zugriff und absolut zuverlässiger, makelloser Technik an den Tasten nach. Mit kammermusikalischer Finesse und im Dialog mit dem Solocello des Orchesters geriet besonders der 3. Satz zu einem Genuss, während die Ecksätze von kraftvoller Vehemenz und frischen, aber kontrolliert geführten Tempi gekennzeichnet waren. Die Reihe der Absolventenkonzerte wird natürlich fortgesetzt, ab dem nächsten Jahr sollen diese dann im neuen Konzertsaal der Musikhochschule stattfinden.
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