8. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle
Im März noch weilte die Sächsische Staatskapelle Dresden in arabischen Gefilden, nun tankt man in der Semperoper auf und bereitet sich auf die nächste Tournee vor, die das Orchester Anfang April in bedeutende Konzertsäle in ganz Europa führen wird. Dem Publikum wurde daher ein geteiltes 8. Sinfoniekonzert mit dem Tourneeprogramm vorgestellt, zudem erklang nach der Uraufführung im Antrittskonzert von GMD Fabio Luisi das Orchesterwerk „Balancen“ von Isabel Mundry erneut im Anrechtskonzert. Für die Komponistin, „Capell-Compositrice“ der laufenden Saison, bedeutete die Wiederaufführung die Chance zur Revidierung, mehr noch zur Schärfung der musikalischen Gedanken. Es entstand so eine leicht geänderte Fassung, die einige Momente der Musik länger ausbreitete, andere im Klang oder in der Attacke focussierte. Für das Orchester wiederum, das Mundrys Werk auch auf der Tournee vorstellen wird, bedeutete die Wiederaufführung vor allem auch eine weitere wichtige Annäherung an die Partitur – zu oft verschwindet Neue Musik nach der Uraufführung im Notenarchiv, was für den Aufwand und das Spielergebnis nur zu bedauern ist, wenn die Qualität eines Werkes dem Vergessen eigentlich widerspräche. Mundrys Auftragswerk für die Kapelle ist unbedingt ein „Wiederhör-Stück“, bei dem verschiedene Schichten und Atmosphären beim unerbittlichen Fluss der Zeit im Einmalhören kaum oder schemenhaft erschlossen werden. Doch genau das Schemenhafte wird in den „Balancen“ zum Thema und die Komponistin verschließt sich vielfältigen Deutungen ihrer Musik nicht. Fabio Luisi formte mit dem in drei Gruppen aufgeteilten Orchester eine vor allem kammermusikalische Klanglandschaft, aus der selten einmal ein Tutti, eine Melodie oder ein zu packender Gegenstand hervorschien. Absichtsvoll kostet Mundry hier die Schatten der Musik aus und diese Intention wurde überzeugend interpretiert. Gleichfalls kammermusikalisch ging es weiter. Angesichts der feinen Melodielinien im „Siegfried-Idyll“ wundert man sich ja, dass von Richard Wagner kaum „echte“ Kammermusik überliefert ist. Und auch die Nachbarschaft zu Isabel Mundry wurde sinnfällig, denn in dem kleinen Orchesterstück gelangt Wagner vor allem im Mittelteil immer wieder zu Abbrüchen und Neuansätzen, Annäherungen und Distanzen. Luisi nahm sich viel Ruhe für dieses Werk und konnte sich auf die intensive Ausgestaltung der Musiker verlassen. Die Schlichtheit der Tonsprache indes wird von Wagner über eine lange Zeitspanne immer wieder neu ausgebreitet, sodass in heutiger Zeit einem wenig mehr als das Attribut „lieblich“ für diese Rarität einfällt.
Eine Konzertsaison in der Semperoper ohne ein Orchesterwerk von Richard Strauss wäre nahezu unvorstellbar, und das Dresdner Publikum freute es, dass wieder einmal die Tondichtung „Ein Heldenleben“ auf dem Programm stand. Dennoch war es diesmal eine Aufführung mit einem Novum für die meisten Hörer: der verklärende Originalschluss im Dialog zwischen Horn und Geige erklingt nur selten auf den Konzertbühnen. Fabio Luisi ging die Exposition mit herausbrechender Vitalität an, fand in den prosaischen Abschnitten mit Kai Vogler (Violinsolo) eine enorm entspannte Musizierhaltung und führte das Orchester mit zupackender Hand durch die Lebensschlacht des imaginären Helden. Die Kapelle war klanglich optimal disponiert und konnte selbst in der komplexen Durchführung feine dynamische Abstufungen und melodiösen Vollklang entfalten.
Das Tourneeprogramm wird in den Konzerten am Montag und Dienstag mit weiteren Werken von Paul Hindemith und Gustav Mahler ergänzt.
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