Beim ersten Anhören der neuen Bach-CD von Hélène Grimaud hatte ich nur flüchtig positiv notiert, dass sie auch mal „reinhauen“ kann in den Flügel – Bach-Busoni erfordert Tiefe, Kraft und Brillanz, das hat sie. Weniger davon habe ich bei ihrem Auftritt in Luzern bemerkt, der bei arte gesendet wurde, ihr Rachmaninov hatte eine dermaßene Vorsicht, dass ich das Damokles-Schwert außerhalb der Kameraperspektive fast fühlen konnte. Nun hat sie wohl den Führerschein bestanden, aber die Probezeit übersteht sie wohl nicht. Bei ihrer Bach-CD möchte ich (2. Hinhören) am liebsten ständig Verkehrszeichen aufstellen, „geschlossene Ortschaft – 50“ oder „Schule – 30“. Aber nein, nachdem sie auf die Chaconne-Autobahn aufgefahren ist, gibt sie plötzlich Gas, man knallt als Hörbeifahrer an die imaginäre Kopfstütze und die Frisur ist zerstört. Keine dreißig Sekunden später ruckartige Vollbremsung vor dem nächsten Schuhgeschäft (BACH & SÖHNE), ich presse die Hände an die Ohren und höre den Hintermann fast draufknallen. Dass sie ein frangssösisches Auto fährt, entschuldigt vielleicht das nervöse Spiel mit der Kupplung. Aber SO spielt man doch bitte nicht Bach!? Und auf der linken Spur, mit plötzlicher Wende, Turboboster und offenen Busoni-Gullideckeln beende ich diesen Beitrag. Anhören bitte.
Haaaalt, Stooop, Frau Grimaud, AAAAnhalten!!!
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