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Pilgerreise durch die Musikgeschichte

„Canticum Novum“ präsentiert Jakobus-Gesänge in der Dreikönigskirche (Rezension vom 24.7.09)

Ein wenig schade war es schon, dass sich zum sommerlichen Konzert des Dresdner Vokalensembles „Canticum Novum“ in der Dreikönigskirche kaum zwei Dutzend Zuhörer einfanden – diese jedoch lauschten andächtig dem hochinteressanten Programm des Gesangsquartettes, das bereits seit sechs Jahren besteht. Vier Studenten der Musikhochschule bzw. Kirchenmusikhochschule Dresden verbinden in dem Ensemble ihre Liebe zum a-cappella-Gesang und verfolgen einen hohen Anspruch. Dramaturgisch war an dem Programm ihrer Sommerkonzertreise „St. Jacobus“ jedenfalls nichts auszusetzen. Betrachtet man die verschiedenen Verzweigungen der Jakobswege in Europa, so ist es gar nicht verwunderlich, dass in diesem Konzert Musik auftauchte, die in so unterschiedlichen Gegenden wie Mühlhausen, Mantua oder Frankfurt/Oder entstanden war. Anhand der Beschäftigung mit der Person des Apostels Jacobus ließ sich auch eine Wanderung durch die Musikgeschichte plastisch vollziehen. So ging
es einige Male mal merklich, mal sanft über historische Grenzen, sei es vom späten Mittelalter in die Renaissance (Heinrich Fincks „In Gottes Namen fahren wir“) oder von der Renaissance in den frühen Barock (Joachim a Burck „Fischer und Zöllner sinds gewesen“). In jedem Fall war die Mischung der Vokalwerke aufsehenerregend, denn mal konnte man sich auf die „wandernden“ Texte konzentrieren, mal die Errungenschaften der jeweils neuen Stile bestaunen – und sei es nur die Hinwendung vom Psalmodieren zur Mehrstimmigkeit oder von der Mehrchörigkeit zurück zum homophonen Rezitativ. Dass diese musikalischen Kostbarkeiten zu Tage traten, ist dem kundigen Ensemble zu verdanken. Nur zu Beginn gestaltete das Quartett etwas verhaltener, vermutlich noch geschockt vom leeren Kirchenrund, was auch akustische Konsequenzen hatte: kaum eine Dresdner Kirche dürfte für ein Vokalquartett so unbarmherzig „antworten“ wie Dreikönig. „Canticum Novum“, bestehend aus Katharina Hesse (Sopran), Steve Wächter (Altus), Jörg Petzold (Tenor), Uwe Großer (Bass) schlug sich da achtbar und mutig durch die musikalischen Welten, zumal die ausgesuchten Werke zumeist sehr unbekannter Meister keinesfalls zum Repertoire vergleichbarer Ensembles gehören. Der Gesamtklang wurde zumeist immer runder, je mehr ein Stück große Linien und Polyphonie anbot. So gefielen die vor allem die spanischen Werke von Tomás Luis de Victoria und Christóbal de Morales. Ebenso überzeugte Schützens „Ist Gott für uns“, das auch in den Affekten sehr natürlich klang. Sicherlich gab es hie und da im Tenor und im Sopran einige Unsicherheiten, und insgesamt wäre bei den alten Meistern noch mehr Deutlichkeit und Kontrastreichtum möglich gewesen. Doch lobenswert war nicht nur die Homogenität des Ensembles, sondern auch der Einsatz für das Neue: Jens Klimeks umfangreiche Motette „Die Jacobus-Gesänge“ war eine farbige, vielschichtig deutbare Komposition. Der in Magdeburg wirkende, 1984 geborene Komponist hatte eine sinnfällige Struktur und klare musikalische Signale für seine Hymnus-Umsetzung gewählt, das überzeugte in der Summe und die Geschichte des Jacobus vermochte auch in dieser modernen Deutung emotional zu berühren. Sebastian Schilling trug zudem noch zwei Beispiele reich ornamentierter, nahezu improvisiert wirkender Musik spanischer Meister auf der Orgel vor – so gelang ein durchaus intimer, jederzeit spannender Konzertabend.

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