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Ohne Sahnehäubchen

6. Zykluskonzert der Dresdner Philharmonie

Eingängig und unterhaltsam, so könnte das Resümee des 6. Zykluskonzertes der Dresdner Philharmonie ausfallen. Für Liebhaber abgründig ernster Orchestermusik oder dramatischer Heldenepen bot das Programm diesmal kein einziges Werk feil, wenngleich man Antonín Dvořáks Versuche, brahmssche Melancholie und Erdenschwere in seine 7. Sinfonie d-Moll einzuverleiben, als ernsthaft begreifen muss – auch ein Sinfoniker am Ende des 19. Jahrhunderts maß sich mit seinen Kollegen und hatte den Erfolg des Publikums im Blick. Darum scherte sich Hector Berlioz herzlich wenig, der sich ohnehin als Genie begriff und zeitlebens die ganze Achterbahn zwischen Missgunst und Sensationserfolg auf und ab fuhr. Zwar sind selbst seine kürzesten Ouvertüren wahre Kleinode der musikalischen Erfindung, doch die althergebrachte Sitte der Programmfolge „Ouvertüre-Konzert-Sinfonie“ in Verbindung mit einer recht leidenschaftslosen Interpretation des „Römischen Karneval“ von Berlioz läßt Zweifel aufkommen, ob an solchen Einspielriten wirklich festgehalten werden muss. Der amerikanische Gastdirigent Leonard Slatkin zeigte freundlich Verlauf und Akzentuierung des Werkes an, aber bis auf das schöne Englisch-Horn-Solo blieb wenig im Gedächtnis. Das berühmte Sahnehäubchen fehlte auch der Interpretation des Konzertwerkes. Der Dresdner Komponist Rainer Lischka schrieb für das wohl berühmteste klassische Saxophonquartett der Welt, das „Raschèr Saxophone Quartet“ ein neues Werk, schlicht „Konzert“ benannt. Nach der Uraufführung in Kiel 2007 kam nun das Dresdner Publikum in den Genuss des dreisätzigen Stückes. Wer Lischka kennt, durfte vielleicht ein Feuerwerk erwarten, doch genau mit dieser Intention geriet man in eine Sackgasse. Im langsamen Eingangssatz suchte Lischka stattdessen eine spannende flächige Verschmelzung der Saxophone mit dem Orchester, der mittlere Satz hatte einige rhythmische Höhepunkte, die aber meist schnell wieder entspannten. Freundlichkeit überzog das ganze Konzert und wer sich hier sanft unterhalten lassen wollte, hatte die richtige Veranstaltung gewählt. Ausgereizt hat Lischka die virtuosen Fähigkeiten der Raschèrs sicher nicht, doch wirkte gerade die Subtilität der Farbpalette in Lischkas Konzert als Bereicherung, denn im Bereich des Melos gab es viel zu entdecken. Recht brav begleitete hingegen das Orchester, da wäre mehr Leidenschaft in einem keineswegs schweren Stück wünschenswert gewesen. Auch der Dvořák-Sinfonie nach der Pause fehlte ein Quentchen Tiefgang und Spielfreude. Leonard Slatkin musizierte mit dem Orchester ordentlich und zumeist klangschön, das Finale kennt man aber im Tempo auch in feurigeren Interpretationen. Licht und Dunkel standen sich hier gegenüber: der slawische Duktus wollte sich nicht recht entfalten, die Anklänge an Brahms hatten hingegen zu wenig innere Spannung. Aus dieser Sinfonie hätte sich mit etwas Genauigkeit und Auf-den-Punkt-Spielen viel mehr herausholen lassen können. So blieb bei diesem Konzert ein eher matter Eindruck bestehen.

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