Studio Neue Musik an der Musikhochschule Dresden
Seit zwei Jahren ist der neue Konzertsaal der Musikhochschule in Dresdens Musikleben fest verankert, dabei ist ein Großteil der Veranstaltungen Bestandteil des Studienalltags an der Hochschule: Diplomabende, Professorenkonzerte und Podien der verschiedensten Instrumentalklassen finden hier nahezu täglich statt – nicht selten ist der Eintritt frei und man bekommt anspruchsvolle Aufführungen geboten. In der hervorragenden Akustik ist vom Solo-Recital bis zum Oratorienkonzert vieles möglich. Das an der Hochschule beheimatete KlangNetz Dresden und das Studio Neue Musik nutzen den Saal für Zeitgenössisches.
In der Instrumentalpraxis spielt das von Christian Münch geleitete Studio eine wichtige Rolle – gleich beim ersten Programmbeitrag wies Jörn Peter Hiekel in der Moderation darauf hin, dass das Horn-Solo aus Olivier Messiaens „Des Canyons aux Etoiles“ Pflichtstück bei vielen Wettbewerben ist. György Zsovár hatte da bereits eine reife eigene Interpretation gezeigt, die sich im Raum hervorragend entfaltete. Ab hier ging es querbeet durch die Landschaften der Gegenwartsmusik, wobei die meisten Komponisten einen Bezug zu Dresden aufwiesen.
Günter Schwarze etwa ist als Tonsatz- und Kompositionslehrer am Institut tätig und vier junge asiatische Studenten stellten sein Streichquartett aus dem Jahr 1978 vor – es wäre interessant zu wissen, ob die Musiker den zeitgeschichtlichen Background dieses Werkes mit erarbeitet haben. Für Friedrich Goldmanns „durch dick und dünn“ trifft ähnliches zu. Jana Potuckova (Piccoloflöte) und Radek Zabka (Tuba) bildeten ein ungleiches Paar, das lustvoll das Gegen-den-Strich-bürsten dieses garstigen sprach-losen Manifestes exerzierten. Aktueller waren die Kompositionen von Hans Zender, Matthias Pintscher und Franz Martin Olbrisch, wobei Pintschers „Figura I“ für Akkordeon und Streichquartett trotz engagierter Interpretation als recht dröge Klangfarbenetüde vielleicht auch im farbigen Kontext des Konzertes kaum beeindrucken mochte. Olbrisch wiederum betonte den forschenden Aspekt des Komponierens in seinem Soloflötenwerk, das in einer Neufassung (Martin Baumgärtel, Regie) angereichert mit Zuspiel und Live-Elektronik spannende neue Mischfarben des Flötenklangs vorstellte und am Ende opulent-poetisch verrauschte.
Stark nachwirkend wie Darja Baumgärtels Flötenspiel war auch die gute Interpretation der „Tres Canciones“ von Hans Zender. Ah Young Yoon, David Sitka und Florian Kießling gestalteten die höchst lyrischen, aber in eine klare Tonwelt gesetzten Gesänge auf Texte von Juan de la Cruz emotionsvoll und selbstverständlich. Gerade die fast zufällig scheinende Dramaturgie des Abends gelang in der Summe spannend – ein solcher Streifzug wirkt immer inspirativ und dürfte hoffentlich den Studenten selbst ebensolchen Gewinn bringen.
Kommentaren