Gerade angelaufen und schon gibt es hier die Kurzrezension. Diese muss auch kurz ausfallen, da es nur einen wesentlichen Satz gibt: Hingehen, angucken. Hinterher ist man ohnehin sprachlos, weil diese 148 Minuten erst einmal verarbeitet werden wollen. Nach diesem überharten Gefühlskino verbietet sich auch jegliches Palaver über Filmdetails, Kamera- und Schnittkram. Viel zu sehr ist die Story im Vordergrund, das Schicksal des Kriminellen Uxbal, dem sein Leben (übrigens ein konstantes Element in Iñárritus Filmen) prismaartig in eine Mündung fällt. Hier ist es der unausweichliche Krebstod – die Diagnose begleitet nicht nur die Hauptfigur, sondern auch den Zuschauer den ganzen Film hindurch. Doch Uxbal spricht selten, zu verstrickt ist er in seinen ganzen kriminellen Jobs zwischen Drogen und Schwarzarbeit. Sich seinem Schicksal, seinem Ich zu stellen, das rät ihm eine Vertraute, doch nicht alles „Aufräumen des Lebens“ gelingt: die Chinesen, denen er endlich in ihrem Kellerloch eine Heizung schenken wollte, sterben an den billigen Gasbrennern. Seine Ehe ist kaputt, die Frau körperlich und seelisch ein Wrack, die Kinder liebt er und gibt sich dafür selbst auf. Der eigene Schmerz wird fraglos erlitten und selbst eine Nachtclubszene, die Vergnügen heuchelt, verwandelt sich in eine bizarr-düstere Gegenwelt. Der Tod, die Liebe, das Leben – in uns, und um uns herum. So einfach ist das Thema von Alejandro González Iñárritu, und damit hat er einen großen Film geschaffen. Oscar? Doch nicht für gute Filme und Schauspieler. Viel wichtiger ist, dass uns Iñárritu bewegt, anrührt und über viele im Film angesprochenen Lebenswerte neu nachdenken läßt. Also endlich: Hingehen.
Da der Youtube-Trailer in deutsch eine nicht mit dem Film zusammenhängenden Voice-Over-Stimme enthält, die was vom Sturm im Leben faselt und der andere Trailer vor lauter Werbung kaum zu sehen ist, gibts heute mal „nur“ einen Vimeo-Link
Linktipps:
* bei ARTE TV gibt es ein Interview mit dem Regisseur zu sehen. Winziger „Filmfehler“ in diesem Interview: ein „3. Klavierkonzert“ von Ravel gibt es gar nicht… Aber das in G-Dur ist natürlich auch am Ende wunderbar eingesetzt…
* Die Dame der Süddeutschen wollte wohl was Hübsches, Buntes sehen…? Oder schlicht in der Kinotür geirrt?
* Auch die Kinorezensentin der Welt mag keine ausladend emotionalen, traurigen Filme. Ihr Pech.
* Die dritte Rezensentin spricht in der FR ebenfalls von der Wucht des Elends.
* Dame Nummer vier in der ZEIT schildert den Film als erbarmungslos.
* Und schließlich ist doch ein männlicher Rezensent noch mit ins Kino gegangen, dieser Herr schreibt für die Märkische Allgemeine.
Und Barcelonas Hinterhöfe sind eben so. Punkt.
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