Asiatische Streichquartette bei „Global Ear“ im Rahmen der Musikfestspiele
Wer, wenn nicht die schon seit Jahren in Dresden aktive Konzertreihe „Global Ear“, hätte zum aktuellen Thema der „Fünf Elemente“ der Dresdner Musikfestspiele einen spannenden Beitrag zu leisten? Der Blick nach Asien ist hier zeitgenössisch, keines der Werke war älter als 30 Jahre. Das renommierte Faust-Quartett stellte Kammermusik zweier Komponisten vor, die am Schnittpunkt verschiedener Kulturen arbeiten. Die kulturellen Wechselwirkungen im Schaffen östlicher wie auch westlicher (deswegen war Hans Zender im Programm präsent) Komponisten erschaffen mittlerweile eine ganz eigene Musikgeschichte im 20. und 21. Jahrhundert.
Der Chinese Tan Dun und der Japaner Toshio Hosokawa weisen zwar unterschiedliche Biographien auf, vereint sind sie aber in dem Aspekt, westliche Erfahrung und kultureller Verwurzelung in der Heimat spielerisch zu verbinden. Das führte im Konzert zu außergewöhnlichen Hörerlebnissen, die das Faust-Quartett hervorragend darbot: Tan Duns Streichquartett „Eight Colors“ arbeitet mit bewusst gesetzten Gesten aus dem vokalen und instrumentalen Vorrat der chinesischen Musik und wirkte dabei seltsam zwiespältig auf einem Grat zwischen Folklore und Avantgarde.
Auf diese Miniaturen folgte Hosokawas Streichquartett „Eight Flowers“, das stärker westlichen Strömungen verpflichtet ist. In der Modellierung der vielen einzelnen Gesten und Situationen war zwar das Faust-Quartett unglaublich gut, jedoch konnte dies nicht über eine Spannungsschwäche beider Stücke hinwegtäuschen, die an der Orientierung der Komponisten im (oft entwicklungslos konstruierten) Momenthaften lag.
Zenders Streichquartett „Hölderlin lesen I“ verlegte die kulturellen Synthesen auf die Zeitachse: Klassisches Zeitalter traf auf Gegenwart und Zender scheute sich nicht, die Epochen musikalisch hart aufeinanderprallen zu lassen. Das führte zu einem zerrissenen Klangergebnis, bei dem am Ende trotz des dramatisch auffahrenden Schlusses musikalische Emotionen zugunsten der vom Komponisten intellektuell beleuchteten Hölderlin-Thematik zurücktraten. Das Faust-Quartett zeigte sich den hohen Ansprüchen der Stücke komplett gewachsen und präsentierte sich einem sehr konzentriert folgenden Publikum mit kenntnisreicher und klanglich höchst flexibler Spielkultur.
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