Sakrale Musik aus Frankreich im TU-Sinfoniekonzert
Ein spannendes, ungewöhnliches Programm hatten sich die Protagonisten von TU-Sinfonieorchester und TU-Chor für ihr gemeinsames Frühjahrskonzert zurechtgelegt. In vergangenen Jahren hatte man sich Musik aus England und der Schweiz gewidmet, am Sonntagnachmittag lagen in der – übrigens trotz aller Festivitäten sehr gut gefüllten – Kreuzkirche drei Partituren französischer Herkunft auf Monica Bucklands Pult. Alle diese Werke atmeten einen geistlichen Hintergrund, ohne jedoch zu tiefgründig zu sein. Kirchenmusik „light“ also?
Zumindest von Georges Bizet ist zweifelsfrei festzustellen, dass er keinesfalls als bedeutender Komponist geistlicher Musik in die Geschichte einging. So fließt sein jugendlich-akademisches „Te Deum“ in vier braven, durchkomponierten Teilen dahin ohne wirklich Akzente zu setzen. Das blieb der Interpretation überlassen und Monica Buckland führte mit Übersicht durch das Werk. Manuel Günther (Tenor) und Barbara Böhi (Sopran) unterstrichen in den Solopartien den lyrischen Grundcharakter des Werkes treffsicher.
Nach dieser kompakten Einleitung verschwand das gesamte Orchester auf die hintere Empore, um unter der Orgel die „Sinfonia Sacra“ von Charles-Marie Widor zu begleiten, ein etwas im Schatten von Saint-Saens berühmter Orgelsinfonie stehendes Werk gleichen Genres. Solist war der Schweizer Philipp Mestrinel, der klug abgestuft registrierte, so dass das Orchester auch im forte nicht völlig verdeckt wurde. Dass die dickichtartigen Strukturen des Variationswerkes über den Choral „Nun komm der Heiden Heiland“ sich nicht wirklich im Raum mitteilten, war zweitrangig zugunsten der gewaltigen Wirkung der Fuge, die auch von den Streichern plastisch umgesetzt wurde.
Krönender Abschluss des Konzertes war das „Gloria“ von Francis Poulenc, wiederum ein Werk, das mit ungewöhnlicher Zeichnung eine große Atmosphäre schafft. Der TU-Chor (Einstudierung Maja Sequeira/Karl-Friedrich Winter) nahm hier noch einmal Kraft und Können zusammen – trotz der Leichtigkeit der Wirkung ist der Anspruch des Werkes nämlich nicht zu unterschätzen. Die gute Deklamation (etwa des „Suscipe“) im Chor erfreute hier ebenso wie das schön ausgeformte Spiel des Orchesters, trotzdem wäre im Chor noch mehr Deutlichkeit und Genauigkeit vor allem in der gemeinsamen Klangausformung wünschenswert gewesen. Barbara Böhi konnte in ihren beiden Soli mit einem abgehangenen piano nicht mehr gefallen. Schade auch, dass der aus Zürich mitgebrachte Chor „ars cantata“, dem Buckland bis 2009 als Dirigentin vorstand, nicht einmal optisch auf der Bühne auszumachen war – er diente lediglich als Verstärkung und bekam nicht die Gelegenheit, sich mit eigenem Programm vorzustellen.
Vielen Dank für die interessante Kritik. Bemerken möchte ich noch, dass beide Chöre gleichwertig an dem Projekt beteiligt waren, welches drei Wochen zuvor in identischer Besetzung in Zürich aufgeführt wurde. Nach Dresden waren etwa 45 Züricher Sänger angereist – also durchaus mehr als eine reine Verstärkung. Ein optisches Herausstechen war mangels einer einheitlichen Chorkleidung der Schweizer schwer herzustellen und auch nicht vorgesehen.