Meisterkonzert auf Schloss Albrechtsberg
Außergewöhnlich war das Meisterkonzert auf Schloss Albrechtsberg am vergangenen Freitag schon durch seine Instrumentenwahl: Gambe und Cembalo standen auf der Bühne bereit, und damit stand zumindest für das durch die Romantik geübte Kammermusikohr ein Ausflug in die frühen Zeiten des Virtuosenspiels an. Keinesfalls jedoch darf man diese feinsinnige Musik der Barockzeit an Schwierigkeitsgrad, Anspruch oder gar Emotion unterschätzen. Nachdem die Gambe und die damit verbundene Literatur im 19. Jahrhundert nahezu ausgestorben war, wurde das Instrument im Zuge der Renaissance der Alten Musik für den Konzertgebrauch wiederentdeckt.
Mittlerweile ist die Musik der frühen Barockzeit selbstverständlicher, wichtiger Lehrinhalt an den Hochschulen. So freute sich das Publikum auf zwei hochrangige Solisten, die – ganz wie damals unter den Virtuosen üblich – ihre Kunst auch lehrend weitergeben. Jakob David Rattinger (Gambe) und Christine Schornsheim (Cembalo) darf man Meister ihres Fachs nennen, davon waren die Zuhörer im Meisterkonzert schon nach den ersten Stücken überzeugt. Intelligent waren die Werke ausgewählt worden, denn man beschränkte sich nicht auf den – ohnehin noch zu wenig bekannten – französischen Komponisten und Gambenspieler Marin Marais (1656-1728), sondern gesellte ihm Johann Sebastian Bach zur Seite. Hier ist die Stückauswahl allerdings beschränkt, denn Bach schrieb in Köthen lediglich eine kleinere Folge von Gambensonaten. Das Instrument hatte da seine Blütezeit schon überschritten und war um 1720 noch zum „Dilettieren“ im Hausgebrauch.
Schornsheim und Rattinger nutzten die Hereinnahme Bach eher, um französische und deutsche Stilformen voneinander abzugrenzen und damit reizvolle Kontraste herzustellen: fast hatte man den Eindruck, die beiden Meister säßen sich im Gespräch, oder besser Diskurs gegenüber. Musikalisch war die Darbietung erfüllend – gleich die Suite in a-Moll aus dem 3. Buch der „Pièces de Viole“ von Marais war eine wunderbare Demonstration der hohen Kunst auf diesem Instrument. Wie affektgeladen das Spiel auf den sechs Seiten geraten kann, zeigte das temperamentvolle „Rondeau Le Troilleur“ und vor allem das „Tombeau pour Mr. Sainte-Colombe“, ein musikalisches Grabmal, das Marais seinem verehrten Lehrer setzte und in dem man Trauer und Weinen plastisch wahrnahm. Dafür sorgte Rattingers überlegtes und in jedem Ton stark gestaltendes Spiel. Frühe Bach-Werke wie die Toccata c-Moll für Cembalo bewiesen gleiche Meisterschaft im Kontrapunkt wie in der Ornamentik. Der Wettstreit ging sogar soweit, dass man versucht war, in den beiden Präludien und Fugen A-Dur und a-Moll, die Schornsheim mit tollem Sinn für den musikalischen Fluss musizierte, Marais’sche Wurzeln zu finden.
Vor allem aber zur Einkehr und Beruhigung taugten auch viele langsame Sätze des Programms. In der Pause nahm sich Rattinger sogar die Muße, den interessierten Zuhörern eine Demonstration der Viola da Gamba zu geben. Damit gab es im Meisterkonzert nicht nur „Künstler zum Anfassen“, sondern insgesamt eine spannende Innenschau der Gamben-Hochzeit im Barock.
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