Konzert des KlangNetz-Projektensembles in der Musikhochschule
Seit vier Jahren hat das an der Musikhochschule beheimatete „KlangNetz Dresden“ mit verschiedenen Partnern in der ganzen Stadt für neue Klänge gesorgt. Ein wichtiger Spross dieser Aktivitäten ist das „KlangNetz Projektensemble“, dessen erstes Konzert im Mai 2008 im Kleinen Haus von Hans Zender geleitet wurde. Am Donnerstagabend fand ein Konzert des Ensembles im Konzertsaal der Musikhochschule statt, wobei die hinter den Darbietungen stehenden Grundideen der Vernetzung auch hier umgesetzt wurden: mit dem Österreicher Beat Furrer war eine wichtige Stimme der Musik der Gegenwart ausgewählt worden, der komponierend und interpretierend tätig ist – sein von ihm gegründetes Ensemble „Klangforum Wien“ hat sich einen international hervorragenden Ruf erarbeitet.
Furrer leitete am Tag der Aufführung Workshops in der Hochschule und stellte im Konzertsaal je zwei Werke aus eigener und fremder Feder vor. Im Kammerensemble herrscht ein ungezwungenes Miteinander aus Studenten und Musikern der Dresdner Philharmonie. Kaum ist auszumachen, wer hier den besseren „Riecher“ für die modernen Klänge hat, eher freut man sich, dass sich hier auch immer wieder eine offene, die Werke positiv befördernde und professionelle Gemeinschaft gebildet hat. Allen Stücken war zu eigen, dass sie trotz einer nicht immer leicht verständlichen kompositorischen Struktur den Weg zum ungeübten Ohr über die Arbeit mit der Klangfarbe finden.
Furrers „Xenos“ aus der Umgebung des Musiktheaters „Wüstenbuch“ ist vom Eindruck der Imam-Gesänge in Istanbul geprägt, ohne dieses Wissen muss man aber genau hinhören, um diese vokalen Ursprünge und deren instrumentale Umsetzung auszumachen. Vor allem aber wirkt hier ein sehr emotionaler, direkter Umgang mit den Farben des Instrumentalensembles, am Schluss zaghaft in Melodiefragmente mündend. Dankbar und bewegt war man auch von der Aufführung von „Bouchara“ des Franko-Kanadiers Claude Vivier, dessen Werke sehr selten gespielt werden. Verrückt scheint, dass bei aller Flut von neuer Musik allenorten ausgerechnet diese Musik sofort eine tiefere Ebene öffnet, die Weghören unmöglich macht. Dafür sorgte auch der unablässige vokale Strom, den die Sopranistin Maria Perlt klangsinnig mit den Instrumenten erzeugte. Beat Furrer steuerte im Dirigat hier ebenfalls emotionale Impulse bei, die eine eindrucksvolle Interpretation formten.
Anton Weberns „6 Orchesterstücke“ erklangen nach der Pause in einer Kammermusikfassung, deren Qualität eigenständig sein mag, aber interessanterweise gerade wegen der doch ganz anderen Wirkung etwa beim Austausch von Harfe und Klavier die Frage nach Original und Bearbeitung stellt. Zum Abschluss stellte Beat Furrer sein „Konzert für Klavier und Ensemble“ vor, das der Solist Sang-Min Han ohne äußerliche Zeichen von Anstrengung souverän und rhythmisch prägnant bewältigte. Griffig und von Hochspannung getragen war dies eine Tour de Force, die von zahlreiche Spiegelungen durch ein zweites Klavier und dem auskomponierten Resonanzkörper in den Instrumenten bestimmt wurde. Der spannende Konzertabend fand reichlich Zustimmung beim Publikum und Initiator Jörn Peter Hiekel konnte mitteilen, dass die Ensemblearbeit auch nach dem Ende des Projektes des Netzwerk Neue Musik fortgesetzt wird – der Fortbestand des „KlangNetz Dresden“ ist ein Bekenntnis für die Lebendigkeit aktueller Musik in der Stadt, die hoffentlich weiterhin auf so hohem Niveau fortgeführt wird.
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