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Kontrastreich

6. Kammerabend der Staatskapelle Dresden

Bemerkenswert an den Kammerabenden der Sächsischen Staatskapelle ist nicht nur die Programmvielfalt und der hohe Anspruch, den die Musiker immer an die Aufführungen stellen, sondern auch die kurzfristige Bekanntgabe der Programme. Damit bewahren die Musiker sich Flexibilität – den Zuhörern offenbart sich dadurch meist ein Schatzkästlein voller Überraschungen. Im 6. Kammerabend war es wohl der Kontrast, der vehement die Hauptrolle für sich beanspruchte.

Beim besten Willen war keine Verbindung zwischen den Stücken herzustellen und so freute man sich einfach darüber, wie vielgestaltig Kammermusik sein kann. Schön, dass wieder einmal ein komponierender Instrumentalist aus der Staatskapelle ein eigenes Werk vorstellen durfte. Diesmal war es der Stellvertretende Solokontrabassist Petr Popelka, der den Bass für diese Aufführung gegen das Klavier eintauschte. Sein Melodram „Der Geier“ auf einen Text von Franz Kafka stand in guter Nachbarschaft zu ähnlichen Werken aus der Schönberg-Tradition. Das für Violine, Viola, Cello, Bass und Klavier instrumentierte Werk bevorzugte dem Text entsprechend düstere, tiefe Klangreviere. Robert Augustin (als Gast) deklamierte den Text zwar gut, aber die Tonverstärkung in den Saal war nicht glücklich gelöst. Popelkas Musik hingegen konnte die Hörer gut erreichen, da er mit plastischen, bekannten Idiomen arbeitete. Ob Kafka eine solche Klangumgebung verträgt, durfte jeder selbst für sich feststellen.

Anschließend – Schnitt – ging es nach Amerika. George Gershwins Oper „Porgy & Bess“ war ein derartiger Welterfolg, dass nicht nur die Hits allerorten gesummt und gesungen wurden – man wollte die Melodien auch auf seinem eigenen Instrument spielen. Daraus erklären sich auch die Piècen, die der berühmte Geiger Jascha Heifetz aus der Oper transkribierte. Anja Krauß (Violine) stellte diese Goldstücke mit Jobst Schneiderat am Klavier vor, beide zeigten hierbei eine betont klassische Lesart, in der Schmelz und Pomp zugunsten von Genauigkeit und technischem Raffinement zurücktraten – so schummelte sich der Virtuose Heifetz ein ums andere Mal geschickt in den Vordergrund der Hörwahrnehmung.

Gespannt war man dann auf die Interpretation der großartigen „Gran Partita“ von Wolfgang Amadeus Mozart, die ohnehin aufgrund ihrer fast orchestralen Bläserbesetzung selten zu hören ist. Unter Leitung von Helmut Branny musizierte eine hervorragend aufgelegte Bläsercombo der Staatskapelle das facettenreiche Stück, in welchem besonders das Adagio und der Variationensatz mit viel agogischem Feingefühl ausgestaltet waren. Virtuosität zeigte sich in den Menuetten und Ecksätzen so selbstverständlich und spielerisch, dass es ein reiner Genuss war. Für eine Fortsetzung desselben ist gesorgt, denn der 7. Kammerabend findet bereits am 2. Februar statt!

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