Christian Thielemanns erste Chefsaison an der Semperoper
Gleich zu Beginn der Pressekonferenz der Semperoper Dresden zur neuen Spielzeit 2012/2013 gab es Ernüchterung: Christian Thielemann, der am 1. September sein Amt als Chefdirigent antreten wird, grüßte lediglich per Videobotschaft in die Runde, zeigte sich aber erfreut über seine Vorhaben. Am 18. November wird er sein Operndebut am Haus mit dem „Rosenkavalier“ geben, im März 2013 dann auch seine erste Premiere im Graben dirigieren, interessanterweise eben kein Werk der Jubilare, sondern „Manon Lescaut“ von Giacomo Puccini; das Verismo-Werk wird in Lesart von Hauptregisseur Stefan Herheim zu erleben sein.
Die kommende Spielzeit wird vor allem von zwei Schwerpunkten bestimmt – zum einen widmet sich die Semperoper natürlich Richard Wagner, dessen 200. Geburtstag gebührend gefeiert wird – nicht mit einer „Ring“-Neuauflage, wie Intendantin Dr. Ulrike Hessler betonte, sondern mit der Würdigung insbesondere der Zeit, die Wagner in Dresden verbrachte – Christian Thielemann wird das Wagner-Jahr mit einer Neuauflage des „Lohengrin“ am 13. Januar 2013 einleiten. Dazu gehört auch die Hinwendung zur französischen Oper dieser Zeit, die heutzutage kaum mehr auf den Spielplänen zu finden ist, von Wagner aber sehr geschätzt wurde.
Der zweite Schwerpunkt der Spielzeit gilt dem Komponisten Hans Werner Henze, dessen Werkpflege in Dresden schon eine 40jährige Tradition aufweist. Henze wird gleichermaßen auf der Bühne und im Konzert mit einer großen „Hommage“ geehrt; ihm gehört auch die erste Opernpremiere der Saison mit einem Werk, das mit über 100 Rollen, drei Bühnen und großem Instrumentarium (Dirigent Erik Nielsen) alle Kräfte des Hauses fordern wird: das Bürgerkriegsdrama „We come to the River“/“Wir erreichen den Fluss“, von Henze 1976 komponiert. Von Richard Wagner wird es im Juni 2013 einen neuen „Fliegenden Holländer“ (Inszenierung Florentine Klepper / Leitung Constantin Trinks) geben, in dem übrigens Wookyung Kim als Erik sein Wagner-Debüt geben wird; die französische Oper ist mit „La Juive“ von Jacques Fromental Halévy und „La Vestale“ von Gaspare Spontini vertreten.
Auch die Reihe der Mozart-Opern werden mit einer Neuinszenierung fortgesetzt, Michael Schulz zeigt eine Deutung des „Idomeneo“, von Julia Jones als Premiere am 29. November dirigiert. Auch das barocke Repertoire bleibt fester Bestandteil der Premieren, diesmal mit „Orlando“ von Georg Friedrich Händel (mit Christa Mayer in der Hauptrolle) in einer Inszenierung von Andreas Kriegenburg. In Semper 2, dem kleinen, feinen Nebenschauplatz für die Junge Szene und Experimentelles inszeniert Manfred Weiß die Märchenoper „Das geheime Königreich“ von Ernst Krenek; die Junge Szene stellt sich mit „Mario und der Zauberer“ von Stephen Oliver (nach Thomas Mann) und einem neuen Werk von Johannes Wulff-Woesten vor – hier werden auch die bewährten Kooperationen mit den Hochschulen der Stadt fortgesetzt.
Ballettdirektor Aaron S. Watkin kündigte einen neuen dreiteiligen Ballettabend unter dem Titel „Bella Figura“ an, darin gibt es Stücke der Choreografen Helen Pickett, Jiri Kylián und Ohad Naharin. Prokofiefs berühmtes Ballett „Romeo und Julia“ wird in der Sichtweise von Steijn Celis am 22. März 2013 seine Premiere erleben, dann aber müssen die Zuhörer mit der NDR Kammerphilharmonie vorliebnehmen, da die Kapelle dann ihr Engagement bei den Osterfestspielen in Salzburg wahrnimmt – der dort zur Neuinszenierung kommende „Parsifal“ wird dann auch später in Dresden zu erleben sein. Eine Ballett-Gala und ein Abend mit „Jungen Choreographen“ in der VW-Manufaktur rundet die Ballett-Saison ab.
Natürlich gibt es auch ein umfangreiches Repertoire von 31 Opernproduktionen, 11 Ballettproduktionen und drei Arbeiten der Jungen Szene, auch der Jubilar Giuseppe Verdi ist 2013 mit gleich vier Opern gebührend vertreten. Geschäftsführer Wolfgang Rothe wies auf gleichbleibende Kartenpreise hin, die in etlichen Kategorien gestaffelt sind, Zuhörer können zwischen vielen verschiedenen Paketen und Anrechten wählen, auch Ermäßigungsberechtigte erhalten im Voraus wie an der Abendkasse gute Angebote. Die Auslastung im letzten Jahr ergab einen Wert von 92,6%, dieses Ziel soll in der neuen Saison mit der hochklassigen Mischung aus Bewährtem und Neuem an 355 Spielabenden mindestens wieder erreicht werden – die Karten gibt es ab sofort.
Alle Premieren der neuen Spielzeit: Übersicht
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