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Für Spezialisten?

Kristian Bezuidenhout mit Mozart auf dem Hammerklavier

Erst in den letzten dreißig Jahren wurde das Hammerklavier wiederentdeckt – der Wunsch, Klavierwerke möglichst authentisch auf den Instrumenten ihrer Zeit wiederzugeben führte zu intensiver Forschung und Nachbauten alter Instrumente. So erlebt das Hammerklavier in jüngster Zeit eine große Renaissance, spezialisierte Interpreten widmen sich dem Instrument und machen so vor allem die Musik des ausgehenden 18. Jahrhunderts neu erfahrbar.

Mit einem Nachbau eines Wiener Hammerklaviers nach Anton Walter von Paul McNulty wurde man im Palais im Großen Garten beim Konzert der Musikfestspiele in den Wiener Salon versetzt und genoss mit dem aus Südafrika stammenden Pianisten Kristian Bezuidenhout eine Zeitreise. Bei dem Facettenreichtum von Wolfgang Amadeus Mozarts Kompositionen war es kein Manko, dass das Programm ausschließlich ihm gewidmet war. Zwei Sonaten aus der Zeit um 1778 stellte Bezuidenhout ein Variationswerk und die späte Fantasie c-Moll gegenüber.

Bezuidenhout ist am Hammerklavier ein ruhiger, bedächtiger und doch sehr lebendiger Gestalter. Die F-Dur-Sonate KV332 zeigte er in kontrastreichen Farben, bei denen allerdings der Pegelausschlag der Ausdeutungen gerne noch etwas größer hätte sein können, gerade dem 3. Satz fehlte im rasanten Tempo etwas der Witz und die Ausstellung der kleinen, genialen Wendungen. Doch Bezuidenhout ist mehr ein Erzähler am Clavier, so bekamen die Variationen über eine Gluck-Ariette KV455 fast einen akribischen Charakter; auch die Fantasie war so behutsam und deutlich gezeichnet, dass Mozarts Phantasie nicht als wildes Paraphrasieren, sondern als kluges Nachsinnen ausgestellt wurde.

Dabei kostete Bezuidenhout alle Möglichkeiten des Hammerklaviers (und das sind mehr, als der Flügel-Liebhaber denkt!) überlegt aus, setzte Dämpfung und Haltepedale, die mit dem Knie bedient werden, ebenso abgestuft ein wie ein deutlich phrasierendes Spiel – der zweite Satz der B-Dur-Sonate KV333 wurde so zu einem großartigen Ruhepunkt des gesamten Konzertes. Auch die Zugabe galt Mozart, und die freundlichen Gesichter des reichlich erschienenen Publikums am Ende besagten, dass dieses Musikerlebnis keineswegs nur für Spezialisten taugte: es war ein angenehmer, auch sehr ernsthafter Zugang zu Mozart und seiner Welt.

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Veröffentlicht in Rezensionen

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