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Zu wenig Aufmerksamkeit

Paulus-Jugendchor Utrecht gastierte in der Dreikönigskirche

Die Ferien stehen an, und die Konzertsaison ist nahezu vorüber. Das merkt man auch im Kulturkalender der Stadt, doch gerade im Sommer gibt es oft interessante Gastspiele reiselustiger Ensembles. So gastierte der „Paulus-Jugendchor“ aus der gleichnamigen Gemeinde in Utrecht am Sonnabend in der Dreikönigskirche. Trotz freien Eintrittes erschienen leider nur wenige Zuhörer, die aber fleißig Applaus spendeten und ein umfangreiches Programm empfingen. Leider bot weder Programmheft noch eine Moderation Information über den Anlass des Konzertes, so sei hier nachgetragen, dass der Dirigent Sebastian Holz (geboren 1963) ein ehemaliger Kruzianer ist, der schon lange in den Niederlanden lebt und seit 1998 den Paulus-Jugendchor in Utrecht leitet, ein 40köpfiges Laienensemble, das neben kirchenmusikalischen Aufgaben auch immer wieder eigene Konzerte veranstaltet.

Schade also, dass für das einzige Konzert der weiten Reise des Chores nicht mehr Aufmerksamkeit eingeworben wurde. Der mit 23 Sängern angetretene Chor hatte sich ein fast zweistündiges Programm vorgenommen, unterbrochen nur von zwei instrumentalen Zwischenspielen mit Tobias Kruit (Klarinette) und Maarten Teuben (Klavier), die ein „Rococo Concerto“ von Jurrian Andriessen interpretierten. In dieser eingängigen, populären Stilistik war auch das gesamte Konzert gehalten, das zwischen Musik von niederländischen Komponisten, John Rutter und einigen „Klassikern“ pendelte. In der Fülle allerdings ragten nur wenige Höhepunkte heraus, wo die Qualität der Kompositionen mit der Leistung des Chores zusammenging.

Deutlich zu merken war die Vertrautheit des Chores mit Sätzen aus dem „Requiem“ von Gabriel Fauré oder den immer wirkungsvollen, aber doch auf Dauer recht ermüdenden Chorsätzen von John Rutter, auch Antoine Oornens minmalistische Unisono-Sätze waren vom Chor homogen interpretiert, deklamierten sich aber meist mühevoll am Text entlang. Felix Mendelssohn Bartholdys Motette „Jauchzet dem Herrn“ hätte später im Konzert platziert werden müssen, ganz am Beginn zeigte der Chor noch keine Sicherheit in dynamischer Entfaltung und Legato-Gesang.

So konnte man beobachten, wie sich der Paulus-Jugendchor mit voranschreitender Zeit immer mehr freisang; der zweite Konzertteil geriet stärker – das frisch musizierte „Psallite Deo“ von Bach überzeugte ebenso wie das zum Schluss dargebotene „In Paradisum“ von Fauré. Maarten Teuben sorgte trotz Rückenlage zum Dirigenten für sichere Begleitung am Klavier und ohne Zugabe entließ man den sympathischen Chor nicht auf eine lange Rückreise.

(16.7.2012)

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Veröffentlicht in Rezensionen

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