Erzgebirgische Philharmonie Aue mit Weber, Strawinsky, Ibert und Beethoven in der Musikhochschule
Bei den Musikfestspielen und in der Frauenkirche kann man Gastspiele von Orchestern aus aller Welt erleben. Dass aber ein sächsisches Sinfonieorchester, das nicht in Dresden beheimatet ist, jedes Jahr eines seiner philharmonischen Konzerte in der Landeshauptstadt spielt, dürfte nicht jedem bekannt sein. Der sinfonische Gruß aus dem Erzgebirge hat einen besonderen Grund: schon seit einigen Jahren besteht eine Kooperation der Erzgebirgischen Philharmonie Aue mit der Dresdner Musikhochschule. Dirigenten und Instrumentalisten erhalten so die wertvolle Möglichkeit, in Proben und im öffentlichen Konzert mit dem Orchester zu arbeiten.
So erhalten die Studenten lebenswichtige Praxis und Erfahrung, können aber auch ihre eigenen Vorstellungen der Interpretation realisieren. Vier junge Dirigenten und zwei Solisten realisierten im Saal der Musikhochschule einen anspruchsvollen Konzertabend – keineswegs handelte es sich bei den Stücken um leicht zu studierende Werke. Auch das Orchester durfte glänzen, war aber auch mit verschiedenen Stilistiken gefordert. Zu Beginn erhielt Oboist Guido Titze, seit 1985 Philharmoniker, Mitbegründer des Dresdner Barockorchesters und der Hochschule lange als Lehrbeauftragter verbunden, von Rektor Ekkehard Klemm eine Honorarprofessur verliehen.
Den festlichen Rahmen dazu besorgte Karl-Friedrich Winter gleich im Anschluss mit der freundlich ausgestalteten Ouvertüre zur Oper „Euryanthe“ von Carl Maria von Weber. In ganz andere musikalische Welten gelangte man mit dem „Concerto in D“ von Igor Strawinsky. Dessen einziges Violinkonzert hat barocke Vorbilder, atmet aber gleichzeitig eine Mischung aus Neoklassizismus und scharfer Harmonik, die noch auf die Volkstümlichkeit von „Petruschka“ zurückweist.
Mit Mirai Abe am Dirigentenpult und Elina Rubio Pentcheva an der Violine trafen zwei sehr unterschiedliche Temperamente aufeinander – Pentcheva faszinierte mit ordentlichem Zugriff auf das Stück und arbeitete vor allem die rhythmische Kraft der Motive gut heraus. Abe arbeitete mit dem Orchester eher besonnen, was meistens gut funktionierte. Lediglich der „Schulterblick“ funktionierte nicht immer, man hätte eine bessere Platzierung der Solistin finden können. Nach der Pause durfte man den französischen Komponisten Jacques Ibert wiederentdecken – sein Flötenkonzert zählt noch zu seinen bekanntesten Werken. Warum das so ist, das zeigten André Brant (Dirigent) und Mayuko Sujako (Flöte) mit einer sehr schönen Interpretation, die den virtuosen Solopart mit einer galanten, einfühlsam ausgearbeiteten Orchesterbegleitung versah. Jederzeit präsent war Sujakos Flötenklang, an manchen Stellen hätte sie sogar etwas weniger geben können, denn die Erzgebirgische Philharmonie war aufmerksam bei der Sache.
Zum Abschluss widmete sich Karl Bernewitz der 8. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Hier musiziere das Orchester freudig und mit deutlicher Kontur, die Bernewitz von vorne auch mit viel Energie in allen Sätzen vermittelte. Damit ging ein abwechslungsreicher musikalischer Abend auf hohem Niveau zu Ende – alle jungen Musiker und erhielten für dieses wichtige Projekt und ihre sehr ansprechenden Leistung großen Applaus.
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