Moritzburg Festival gastiert mit Wagner und Schubert in der Frauenkirche
Am Sonnabend war der Kirchraum der Frauenkirche so etwas wie eine Oase. Draußen tobte der bunte Lärm des Stadtfestes, doch der Sandstein hielt akustische Störungen weitgehend fern. Das gerade stattfindende Moritzburg Festival vor den Toren der Stadt hat es sich zur Tradition gemacht, neben dem Orchesterkonzert in der VW-Manufaktur auch in der Frauenkirche zu gastieren. Vor dem Altarraum platziert, stellten sich die Musiker der lohnenswerten Aufgabe, den großen Kirchenraum mit wenigen Instrumenten zum Klingen zu bringen. Gleichzeitig gelang eine erneute Wagner-Ehrung – dass der Meister allerdings trotz vieler kammermusikalischer Kleinode in seinen Opern allerdings dem Genre wenig zugeneigt war, zeigt sogar das „Siegfried-Idyll“, das die Moritzburger mitbrachten. Als Geburtstagsgeschenk für Cosima von vornherein als Sinfonische Dichtung konzipiert, waren es nur Platzgründe in der Tribschener Villa in der Schweiz, die eine Kammerbesetzung des Werkes hervorbrachten.
Für die Aufführung vereinigten sich Instrumentalprofis wie Daniel Ottensamer, Benjamin Schmid, Mirijam Contzen, Benjamin Rivinius, Christian Poltéra und Helmut Branny mit jungen Musikern der Moritzburg Festival Akademie. Feinsinnig und fließend war die Interpretation, deren Sensibilität und abgestufte Dynamik das Werk niemals sinfonisch aufplusterte, sondern es fast in die Nähe viel später entstandener Werke wie Schönbergs „Verklärter Nacht“ rückte.
Nur ein weiteres Werk stand auf dem Programm, das gewaltige und höchst empfindsame Streichquintett C-Dur von Franz Schubert, das mit einer Stunde Spieldauer Interpreten wie Zuhörer zu intensiver Auseinandersetzung fordert und manchen Zuhörer, der das Stück nach dem riesenhaften ersten Satz schon zu Ende wähnte, zu voreiligem Applaus verleitete. Mirijam Contzen besaß als Konzertmeisterin die gute Gabe, den großen Atem des Stückes in allen vier Sätzen durch unablässigen Spielfluss und tolle Phrasierung auszuformen. Es fiel auf, dass die ersten beiden Sätze die Extreme vermieden. Die Resignation des Adagios erscheint eben nicht endgültig, wenn man das Finale schon in die Betrachtung einbezieht. Schmid, Rivinius, Poltéra und Jan Vogler folgten da aufmerksam Contzens Intentionen und steuerten ihrerseits ansprechende Äußerungen bei.
Vermutlich war es dem Raum geschuldet, dass das außen platzierte Cello vor allem im Adagio ein wenig zu präsent war. Das Scherzo wurde zu einer unruhig pochenden Angelegenheit, bei der das Trio bereits auf einer weltentrückten Ebene verweilte. Im Rondo-Finale kehrt bei Schubert – mit Untertönen – das Licht zurück; die rasante Stretta war nahezu zur Reinigung der Ohren bestimmt und beschloss diesen intimen und sehr intensiven Kammermusikabend feurig.
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