Strauss und Mozart im Philharmonie-Konzert
Im letzten Jahr war es in Dresden schon fast ein Geschicklichkeitsspiel, ein Konzert zu besuchen, in dem nicht ein Werk von Richard Wagner auf dem Programm stand. Das Strauss-Jahr scheint etwas ruhiger anzulaufen – mit sechs Konzerten in der laufenden Saison ehrt die Dresdner Philharmonie den Komponisten und bietet damit keinesfalls eine Überdosis an: knapp ein Dutzend Orchesterwerke erscheinen sorgsam zwischen anderen Komponisten eingebettet, Knüller wie die „Alpensinfonie“ oder „Also sprach Zarathustra“ kommen gar nicht vor – aber das Straussjahr ist ja auch noch nicht mit dem Saisonende im Sommer vorbei. Nach dem ersten Konzert dieser Reihe blieben aber doch etwas gemischte Gefühle angesichts der Programmgestaltung.
Wolfgang Amadeus Mozart gesellte sich zu Strauss auf die Bühne – das ist eigentlich eine gute Wahl, denn zum Thema Mozart und Strauss wäre viel zu sagen gewesen. Doch ausgerechnet die Tondichtung „Tod und Verklärung“ wollte nun so gar nicht zu Mozarts feingliedriger „Sinfonia Concertante“ Es-Dur passen – allein die gute Interpretation beider Werke rettete die Aufführungsberechtigung. Der japanische Gastdirigent Yutaka Sado hatte für Strauss‘ frühe Tondichtung ein gutes Rezept: er ließ die Philharmoniker so oft es ging frei musizieren und zeigte plastisch die Linien und Zielpunkte an. Am besten wirkt dieses Stück ohnehin, wenn man das zugrundeliegende Programm ignoriert und sich – im besten Sinne „kopflos“ – in die Fluten der Musik stürzt. Da seufzte und klagte es dann vortrefflich im orchestralen Gebälk und die Philharmonie wusste mit dem Strauss’schen Farbenkatalog viel anzufangen.
Veronika Eberle (Violine) und der französische Bratscher Antoine Tamestit waren dann die Solisten in der „Sinfonia Concertante“. Sie wurden vom Publikum mit Recht für eine nur herausragend zu nennende Interpretation gefeiert. Stimmig zelebrierten die beiden ein vorzügliches, komplett in der Musik aufgehobenes Miteinander. Dabei legten sie die Phrasierung trotzdem so leicht und federnd an, dass die Instrumente nahezu zum Singen gebracht wurden. Der 2. Satz geriet zwar etwas langsam, aber äußerst betörend, ebenso die kadenzierenden Abschnitte. Dem begleitenden Orchester fehlte etwas die sichere Prägnanz der Solisten – wenige Stellen im 3. Satz hätten mehr Glanz und Witz entwickeln dürfen.
Nach der Pause wurde ein „Interludio“ aus Strauss‘ Aufführungsfassung der Oper „Idomeneo“ von Mozart vorgestellt – eine achtminütige Preziose, die vermutlich in einem größeren thematischen Rahmen von Original und Bearbeitung sinnfälliger gewesen wäre. Pompös endete der Abend vornehmlich im Dreivierteltakt – die erst 1945 von Strauss selbst arrangierte Suite aus der Oper „Der Rosenkavalier“ entpuppte sich ebenfalls als Entdeckung, denn zumeist wird die „Walzerfolge“ auf den Konzertpodien vorgezogen. Yutaka Sado legte dabei flotte Tempi vor ohne die Eleganz der Musik zu vernachlässigen – die brillant instrumentierte Partitur führte er mit vollem Körpereinsatz zu einem glänzenden Finale.
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