Musikland Frankreich im Konzert der TU-Kammerphilharmonie
In bunten Farben und leicht angeschrägt lugt der Eiffelturm vom Programmheft der TU-Kammerphilharmonie, darunter sitzen Leute in einer Brasserie. Die Reiseroute des Konzertes am Sonntag in der Lukaskirche war offensichtlich: auf nach Paris! Dirigentin Monica Buckland hatte für das Programm ihres Ensembles zur Besetzung passende Werke ausgewählt, die einen schönen Einblick in die farbenreiche Musiklandschaft Frankreichs zuließen. Das Konzert sorgte für einiges Staunen und reichlich musikalische Erquickung und darf nur als gelungen bezeichnet werden.
Schon die Atmosphäre zu Beginn versprach Spannung, denn das Studentenorchester kennt eines nicht: lichte Reihen im Publikum. Viele Freunde und Kommilitonen wollten das ambitionierte Programm erleben und wurden nicht enttäuscht. Denn keineswegs ist das, was da so leicht klingt, auch leicht zu spielen. Vor allem die Bläser des hier in sinfonischer Stärke musizierenden Ensembles konnten in den fantasiereichen Partituren viel zeigen – Bucklands sowohl für Ordnung sorgendes als auch motivierendes Dirigat half dabei vorzüglich.
Mit der „Petite Suite“ von Claude Debussy tasteten sich die Musiker erst einmal vorsichtig an die impressionistische Klangwelt heran. Buckland ließ hier viel ausspielen, dabei gerieten die ersten beiden Sätze fast ein wenig zu entspannt, dabei aber sehr sorgfältig. Von ganz anderem Holz ist die nur in der Form ähnliche Suite „Le Tombeau de Couperin“ von Maurice Ravel geschnitzt – flirrende Bläserpassagen wechseln mit Klangflächen ab, die auch in den Streichern gut ausgehört sein wollen; dazu gilt es auch noch den Rhythmus der alten Tänze zu wahren ohne dass zuviel Gewicht auf den Takten lastet. Man staunte weiter: mit mutigem Spiel überzeugten die Holzbläser, von denen fast jeder in diesem Konzert ein Solo erhielt. In den hohen Streichern hätte man sich etwas mehr prägnanten Zugriff gewünscht, was zugegebenermaßen in der Akustik des Raumes schwer ist.
Voller Musikalität und mit höchst plastischem Spiel begeisterte im Solostück des Konzertes der junge Harfenist Daniel Noll – an der Dresdner Musikhochschule hat er im letzten Jahr sein Studium (bei Nora Koch) aufgenommen. Die frische Interpretation des „Morceau de Concert“ von Camille Saint-Saëns schien für Noll trotz betriebsamer Arbeit am Saiteninstrument stets ein Quell der Freude zu sein. Das machte dann auch fast vergessen, dass außer dem perlenden Figurenwerk in der Faktur des Stückes wenig Erinnernswertes zu finden war.
Gegenteiliges ist der Fall in Darius Milhauds Ballettmusik „Le bœuf sur le toit“ – vom Impressionismus wechselte das Orchester mühelos in die skurrile poetische Welt von Jean Cocteau. Erneutes Staunen: alle falschen Töne sind hier richtig! Milhauds „Hit“ der 20er Jahre wurde von der TU Kammerphilharmonie mit Sinn für die vielen Verzweigungen, „Fanfärchen“ und gar Sackgassen widergegeben – ein winziger Wermutstropfen war, dass ein wenig die Konzentration gegen den jazzigen Groove obsiegte, jedoch: Chapeau! für dieses hervorragende Konzert unter dem „schrägen“ Eiffelturm.
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