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„Böhmische Geschichten“ mit viel Musizierfreude

Smetana, Suk und Dvořák im Konzert des Universitätsorchesters Dresden

Zumeist ein Konzert pro Semester veranstaltet das Universitätsorchester an der TU Dresden – für diesen Abend üben die Studenten, Dozenten, Mitarbeiter und Ehemalige der TU, aus denen sich das Orchester zusammensetzt, sehr engagiert in ihrer Freizeit. Es ist der Lohn der Anstrengungen, wenn sich dann pünktlich zum Konzert die größte Spannung aufbaut und jeder seinen wichtigen Teil zu den Stücken beitragen darf. Die Spannung maximierte sich am Sonntag noch, denn zum einen – eine schöne Konstante bei den TU-Musikensembles – war die Lukaskirche fast vollbesetzt, zum anderen hatte Dirigentin Monica Buckland wieder einmal ein faszinierendes und gleichzeitig sehr anspruchsvolles Programm aufgelegt.

„Böhmische Geschichte(n)“ wurden dem Publikum präsentiert: drei sich musikalisch nahe stehende Werke aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts standen auf dem Programm – damit gelang ein schöner Querschnitt der Musikkultur dieses Landes zu dieser Zeit. Keineswegs reduziert sich die Musik auf „böhmische Blasmusik“ (und auch die will niveauvoll dargeboten werden!) wie sie etwa explizit im zweiten Satz von Josef Suks Suite „Pohádka“ (Ein Märchen) vorkam. Bereits die sinfonische Dichtung „Šárka“ aus dem berühmten Zyklus „Mein Vaterland“ von Bedřich Smetana war mit allerhand Herausforderungen und einer guten Portion Dramatik gespickt, woraus Buckland mit dem Orchester aber ein überzeugendes Einleitungsstück formte.

Die folgende umfangreiche Suite von Josef Suk (übrigens der Schwiegersohn von Antonín Dvořák) zeigte, wie die böhmische klassische Musik sich in der Spätromantik weiterentwickelte; Suks Musik wird leider viel zu selten aufgeführt, obwohl sie eine ganz eigene Handschrift und Farbigkeit trägt. War in „Šárka“ schon ein schönes Klarinettensolo zu bewundern, so war es hier ein Geigen-Solo, das der an „Romeo und Julia“ angelehnten Geschichte Charakter verlieh – ansonsten hatte man hier seine Freude an der markanten Lesart von Buckland, die nicht mit Schwelgen und sattem Klang sparte, aber stets auch konzentrierten Einsatz der Musiker forderte.

Die zweite Konzerthälfte gehörte Antonín Dvořák – seiner 6. Sinfonie D-Dur merkt man das intensive Ringen um den von der Öffentlichkeit für wichtig bewerteten nationalen Stil heute nicht an. Buckland fand auch hier das rechte Maß der Tempi, um den kantablen Themen viel Ausdruck zu verleihen. Vielleicht waren im Scherzo noch ein paar Prägnanzreserven vorhanden, doch dafür entschädigte das furiose, feuerwerksartig beendete Finale der Sinfonie. Über dem ganzen Konzert stand weniger der Anspruch der Perfektion als vielmehr gemeinsame Freude am Musizieren dieses Kulturgutes unserer Nachbarn, das damit einmal mehr wenige Kilometer den Elbestrom hinunter gewürdigt wurde – gut so.
(10.3.14)

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Veröffentlicht in Rezensionen

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