Sächsisches Hornquartett im Hoflößnitz-Kammerkonzert
Auf die üblichen Musikerwitze reagieren die Virtuosen selbst meist mit Verständnis, weil ja manchmal auch ein Fünkchen Wahrheit enthalten ist. Dass das ganze Orchester betet, wenn der Hornist spielt, sollte trotz ausgiebiger Bemühungen der Komponisten, Hornsoli immer „gefährlicher“ zu komponieren, heutzutage die Ausnahme sein. Wer da als Zuhörer dem perfekten Klang auf der Spur ist, vergisst vermutlich, dass das Horn als Signalinstrument seit Urzeiten vor allem die Funktion hatte, die Jagdgesellschaft oder den Hirten auf dem Berg gegenüber zu erreichen.
Das 1996 gegründete Sächsische Hornquartett begnügte sich im Kammerkonzert in der Hoflößnitz nicht damit, die übliche Literatur für das Ensemble vorzustellen – die Zuhörer bekamen auch auf kurzweilige Art die Geschichte und manche Besonderheiten des Instruments vorgeführt. Johannes Brahms hat sein Hornmotiv aus dem Finalsatz 1. Sinfonie – glaubt man einer Postkarte an Clara Schumann – Schweizer Alphörnern abgelauscht – in der Konzertpause tönte das Motiv „original“ durch die Radebeuler Weinhänge.
Die Blütezeit des Horns in der Romantik war Hauptbestandteil des Konzertprogramms, das von Franz Streuber moderiert wurde – natürlich gab es da viele mit „La Chasse“ betitelte Sätze, die im pferdetrappelnden Sechser- oder Dreiertakt die deutsche Waldromantik beschworen. Das Sächsische Hornquartett ergänzte diese Piècen aber auch mit Sätzen, die die lyrischen Qualitäten des Instrumentes hervorhoben und spielte einige Volkslieder, deren warmherzige Stimmung eben in dieser Besetzung besonders gut zum Tragen kommt. Trotzdem widmeten sich nur wenige Komponisten dem Hornquartett, die Zuhörer durften daher dem Zeitgeschmack des 19. Jahrhunderts entsprechende Werke von Anton Richter, Constantin Homilius oder Nikolai Tscherepnin kennenlernen.
Oftmals schreiben oder arrangieren die Virtuosen zum eigenen Gebrauch – mit der Aufführung zweier Bearbeitungen der Chöre aus den Opern „Euryanthe“ und „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber erwies das Hornquartett auch seine Reverenz an den beim Konzert anwesenden Peter Damm – Hornist der Sächsischen Staatskapelle, Mentor und Lehrer der Solisten des Quartettes, die allesamt in sächsischen Orchestern und Ensembles tätig sind. Einen kleinen Bogen machte das Programm um die zeitgenössische Musik – auch das am Ende des Konzertes vorgestellte Quartett des Briten James Langley war sehr der Tradition verpflichtet.
Lediglich in Eugène Bozzas „Suite pour Quatre Cors“ blitzt viel Inspiration in der erweiterten Harmonik und der Klangfarbenbehandlung auf. Auch hier agierten die vier Musiker stilistisch kundig – will man dem subtilen Witz des Werkes nahekommen, muss man sich erst einmal durch auf den ersten Blick gar nicht so „lustige“ Passagen der Partitur durcharbeiten. Für alle diese Stücke erwies sich das Hornquartett als kompetenter Sachwalter und sorgte draußen wie drinnen für einen angenehm-vergnüglichen Nachmittag.
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