Vokalmusik von Busto, Pärt und Vieira im Konzert des Universitätschores
Unter dem Motto „Gesang der Quellen“ präsentierte sich am Sonntagnachmittag der Universitätschor Dresden in der Kreuzkirche. Mit den Assoziationen musste man da allerdings schon etwas weiter wandern als bis zum nächsten Wasserfall, denn es ging nicht explizit um das Naturelement, sondern eher um Quelle als Synonym für ein generelles Strömen, aber auch für die Hinwendung zu den Ursprüngen. Eine gute Stunde geistliche Musik des 20. Jahrhunderts stand auf dem Programm, das älteste Stück gerade einmal vor 26 Jahren entstanden. Doch hatte man nirgends das Gefühl, besonders avancierter Musik der Gegenwart zu lauschen, die Bande zur Tradition war in allen drei Werken eng geknüpft.
Der baskische Komponist Javier Busto ist beliebt bei den europäischen Kammerchören, psalmodierende Abschnitte stehen in „O Sacrum Convivium“ neben wirkungsvoll eingesetzter Harmonik. In diesem a-cappella-Werk überzeugte der Universitätschor unter Leitung von Christiane Büttig bereits mit schöner Klanggebung und deutlicher Ausformung des Textes.
In ebensolcher Konzentration gelang eine sehr gute Aufführung von Arvo Pärts „Salve Regina“ – hier trat die Sinfonietta Dresden in einer Streicherbesetzung samt Celesta (Michael Schütze) hinzu. Büttig traf mit dem Chor genau die ruhige und ruhende Haltung, die diese Musik benötigt, dabei ist die Homogenität in einem Werk dieser Schlichtheit ja alles andere als leicht zu erreichen. Dem aufrichtigen Ernst dieser Komposition kann man sich indes kaum verschließen und so wurde eine fast meditative Atmosphäre im großen Kirchenraum erreicht.
Nach einem Abendmahlstext und einem liturgisch den Stundengebeten zuzuordnendem Text stand mit einem „Stabat Mater“ als Hauptwerk eine Passionsmusik auf dem Programm. Anstelle bekannter Vertonungen hatte sich der Universitätschor für ein Werk des hierzulande unbekannten brasilianischen Komponisten Amaral Vieira (geb. 1952) entschieden. Dessen 1988 entstandene Vertonung mit Streichorchester bedurfte einiger Gewöhnung beim Zuhören – nicht wegen der völlig tonalen, durchweg sehr einfach gestalteten Musiksprache, sondern vor allem, weil das Stück keinerlei Fluss aufwies und in gut zwanzig einzelne Teile zerfiel. Jeder Satz des Textes bedeutete für Amaral einen in sich geschlossenen musikalischen Abschnitt, der manchmal kaum mehr als eine Minute dauerte.
Dabei wurde permanent die Besetzung zwischen a cappella und Teilen mit Solisten (sich souverän für die Musik einsetzend: Romy Petrick, Ewa Zeuner, Frank Blümel und Egbert Junghanns) gewechselt, ohne dass viel mehr als eine gefühlslastige Musik dabei herauskam, in der auch wenige dramatische Abschnitte nicht zündeten – dafür war die Komposition, die als Höhepunkt ein Tremolo in den Streichern zum „Entbrennen der Liebe“ im Text aufwies, schlicht zu einfallslos. Einige choralartige a-cappella-Szenen waren stimmungsvoll, es fehlte aber an Kontrasten oder Entwicklung und selbst die Harmonik war im tonalen Rahmen oft bedeutungslos eingesetzt.
Für das Werk setzten sich Christiane Büttig und Universitätschor jedoch stark ein – das Publikum und der anwesende Komponist durften eine plastische Interpretation des in diesem Terrain sehr sicher agierenden Chores erleben. Dafür gab es am Ende des Konzertes so starken Applaus, dass der positiv gestimmte Schlussgesang als Zugabe erneut angestimmt wurde. Dass der je andere Umgang mit der Tradition der Musik in der „Quellenmusik“ auch sehr unterschiedlich berührte, war sicherlich das interessante Fazit dieses anspruchsvollen, keineswegs gewöhnlichen Konzertes.
(18.7.)
Kommentaren