Stipendiatenkonzert mit der Philharmonie Teplice in der Musikhochschule
Manchmal wird Dresden gerne an einen wie immer auch zu definierenden „Rand“ sortiert. Das mag von den Grenzen des Landes her stimmen, ansonsten sollte man dieser meist hingeworfene Bemerkung deutlich widersprechen, zumal das Überspringen kultureller Grenzen nicht nur in heutigen Zeiten meist mühelos zu vollziehen ist, sondern meistens auch zur Erweiterung und Bereicherung des eigenen Horizonts führt. Am Mittwoch wähnte man sich beim Stipendiatenkonzert der Brücke/Most-Stiftung, die sich genau diesem Kulturaustausch widmet, im Zentrum Europas.
Das im Rahmen der Tschechisch-Deutschen Kulturtage veranstaltete Konzert erhielt durch seine Solisten und Dirigenten aus Tschechien, Japan und Korea zudem internationales Flair. Seit 2011 führt die Stiftung Orchesterkonzerte mit Stipendiaten durch, die Dresdner Musikhochschule darf sich hier der Partnerschaft mit der Nordböhmischen Philharmonie Teplice versichern, die nun schon zum vierten Mal im Konzertsaal der Musikhochschule gastierte. Rektor Ekkehard Klemm zeichnete zu Beginn die koreanische Cellistin Sang Wha Kim mit einem DAAD-Stipendium aus, bevor das tschechisch-französisch geprägte, umfangreiche musikalische Programm startete.
Fünf Solisten, drei Dirigenten und insgesamt elf Kompositionen erforderten von den Musikern viel Aufmerksamkeit, was angesichts kleiner Piècen von Camille Saint-Saëns oder Antonín Dvořák zwar gut gelang, aber eben auch trotz guter Darbietung beim Zuhörer sehr leichtgefügt durchs Ohr rauschte – außer einem schönen Geigenklang, den Lenka Matejáková sofort ihrem Instrument entlockte, bietet Dvořáks Romanze eben nicht viel Tiefgang. Stilistisch etwas einsam im Programmzusammenhang wirkte auch das Altposaunenkonzert von Georg Christoph Wagenseil, das Klemm vom Cembalo aus leitete und das Michal Cerný mit warmtimbriertem Klang der Soloposaune ausstattete. Kristýna Landová (Querflöte) widmete sich drei kurzen Kompositionen von Saint-Saëns, die sich auf diese Weise fast zu einem Konzert fügten. Hier wie auch in manchen anderen Werken des Abends war bei den Solisten und den beiden jungen Dirigenten (Yukari Saito und Manyou Choi) eine leichte Nervosität zu beobachten, die zu einem vorsichtigen, abgesicherten Spiel führte.
Daher erhielten etwa Bedřich Smetanas Tondichtungen „Vyšehrad“ und „Aus Böhmens Hain und Flur“ aus dem Zyklus „Mein Vaterland“ eine ziemlich geradlinige Interpretation, erst bei der berühmten „Moldau“ spielten sich die Musiker mit dem Dirigenten frei. Gleich zu Beginn musste man sich über unscharfe Konturen in der Ouvertüre zur Oper „Die verkaufte Braut“ wundern – obwohl Yukari Saito sich vom Pult aus mit recht klarer Gestik artikulierte, fehlte dem Stück vor allem die rhythmische Spannung. Im Orchester wechselten sich tolle Klangmomente mit Unstimmigkeiten doch zu oft ab, sodass ein insgesamt nicht ganz überzeugendes Bild entstand. Beispielsweise war die Begleitung der beiden hervorragenden Solisten Jana Kubíková (Querflöte) und Petr Kubík (Klarinette) in Saint-Saëns „Tarantella“ sehr einfühlsam gelungen, doch mit der Akustik im Konzertsaal kam nicht nur der überartikulierende Harfenist in „Vyšehrad“ nicht gut zurecht, dessen bis in den Rang hörbare Nachstimmaktion des Instrumentes in seinen Pausentakten ebenfalls keinen guten Eindruck machte.
Vielleicht hat hier die Masse des zu Präsentierenden und der stetige Wechsel von Solisten und Dirigenten die Intensität des Konzertes etwas gemindert. Im vollbesetzten Konzertsaal war viel Dankbarkeit für die kulturelle Begegnung mit Tschechien zu spüren. Ganz klar zu unterstützen ist die Initiative, mit der Musik unserer Nachbarn in jungen, frischen Interpretationen Grenzen gar nicht erst entstehen zu lassen.
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