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Ehrung für den Komponisten Rudi Stephan

Abwechslungsreiches Sinfoniekonzert von „medicanti“ in der Kreuzkirche

Wenn von den Kulturinstitutionen neue Konzertprogramme erstellt werden, hört man manchmal den Satz „Damit bekommen wir den Saal nicht voll.“ Abgesehen davon, dass die Quote niemals der einzige Grund einer musikalischen Darbietung sein sollte, kann man in Dresden erfreulicherweise oft erleben, wie leidenschaftliches Musizieren und eine spannende Programmgestaltung auch in Sphären des Unbekannten durchaus viele Zuhörer interessieren. „medicanti“, das Orchester an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, kann hier wiederholt als lebendiges Beispiel herangezogen werden: zum Sinfoniekonzert am Sonntag gab es in der Kreuzkirche großen Publikumsandrang.

Die Entdeckerlust praktiziert Dirigent Wolfgang Behrend mit seinem Ensemble seit Jahren erfolgreich – diesmal galt das Augenmerk drei farbig orchestrierten Werken des 20. Jahrhunderts. Stilistisch beschritten Rudi Stephan, Alexander Arutjunjan und Sergej Prokofieff unterschiedliche Wege. Die Begegnung mit der „Musik für Orchester“ des vor 100 Jahren im 1. Weltkrieg gefallenen, 1887 in Worms geborenen Komponisten geriet eindrücklich. Stephans Experimente einer frei in der Klangfarbe fließenden Musik, gerade noch mit ähnlichen Wegbeschreitungen in frühen Werken von Berg und Schönberg vergleichbar, endeten abrupt. medicanti setzten sich mit viel Engagement für dieses Stück ein, schon hier beeindruckte neben der souverän agierenden Horngruppe ein das Stück durchdringender, verstehender Gesamtklang, was bei den vielen flirrenden Nebenstimmen gerade der Bläser in der schwierigen Akustik nicht selbstverständlich ist. Im April ist übrigens eine erneute musikalische Begegnung mit Rudi Stephan möglich – die Dresdner Philharmonie wird dann die „Musik für Geige und Orchester“ vorstellen.

Vielleicht beim ersten Hören leichter zugänglich, aber vor allem rhythmisch keineswegs einfacher spielbar ist Arutjunjans Trompetenkonzert aus dem Jahr 1950. Es ist bis heute das einzige Werk des musikalisch einen konservativen Stil pflegenden armenischen Komponisten, das dank eines dankbar-spielfreudigen solistischen Parts öfters zu erleben ist. Für selbigen war der Dresdner Trompeter Sebastian Schöne zuständig – die im Kirchenraum nutzbare dynamische Bandbreite des Instruments kostete er ebenso aus wie die Virtuosität, die Arutjunjan dem Solisten zur Entfaltung gibt. Behrend gab dem Orchester hier regelrecht die Sporen in den schnellen Passagen, ein saftiger Tutti-Klang war die Folge, der der aber genau zu dieser Stilistik passte.

Zum Beschluss stellte medicanti die letzte, die 7. Sinfonie cis-Moll von Sergej Prokofieff vor, ein wegen der schwer festzulegenden Ausrichtung der Grundcharakteristik nicht einfach zu handhabendes Stück. Behrend setzte auf die melodischen Qualitäten der Sinfonie – der typische „Prokofieff-Sound“ entfaltete sich vor allem in Motiven, die an die Stilistik der bekannten Ballettmusiken erinnern. Selbst manche zunächst naiv anmutenden Passagen waren da schlicht schön ausgearbeitet und so gelang auch ein Bogen bis zum nachdenklich auspendelnden Schluss des Werkes.

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