Das KlangNetz Dresden startet in ein üppig gefülltes Konzertjahr 2015
Gäbe es einen Seismographen, der die Klangwellen zeitgenössischer Musik an einem bestimmten Ort aufzeichnen würde, so hätte das Messgerät 2014 kontinuierlich deutliche Ausschläge über das ganze Jahr hinweg an verschiedenen Orten in Dresden verzeichnet. Das „KlangNetz Dresden“, der Netzwerkverbund Dresdner Ensembles und Kulturschaffender, setzt sich seit zwei Jahren als eingetragener Verein für die Koordination, und Veranstaltung von Konzerten mit zeitgenössischer Musik ein. Was da allein im vergangenen Jahr auf die Beine gestellt wurde, konnte sich sehen und hören lassen: in 46 eigenen oder in Kooperation durchgeführten Veranstaltungen – dazu zählen auch Einführungen oder Workshops – lockte das KlangNetz 3550 Besucher an.
Zieht man das Netz weitmaschiger zu den Partnerinstitutionen wie Semperoper und Philharmonie, dürften es noch weit mehr Zuhörer gewesen sein. Dabei regierte im vergangenen Jahr vor allem die Vielfalt – von Spektralmusik über Kammerkonzerte bis hin zu Workshops etwa mit dem Komponisten Wolfgang Rihm reichte die Bandbreite. Als Höhepunkte der Konzertaktivitäten, so der Leiter von KlangNetz Dresden Jörn Peter Hiekel, ist das Schulvermittlungsprojekt „A-S-S-E-M-B-L-E!“ und die eigene, über das ganze Jahr von verschiedenen Ensembles in immer neuen Aspekten beleuchtete Reihe „Einstürzende Mauern“ anläßlich des 25. Jahrestages des Mauerfalls zu nennen.
Die Vermittlungsarbeit steht auch weiterhin als wichtiges Element auf der Agenda; moderierte Konzerte, Schul- und Komponierprojekte sollen die zeitgenössische Musik nicht nur verständlich, sondern interaktiv erlebbar machen. Auch die Idee der eigenen Konzertreihe wird 2015 fortgeführt. In diesem Jahr heißt das Thema der Reihe, die in den Sälen des Kooperationspartners Hygiene-Museum stattfindet, „Freundschaften“ und startet am 21. Mai mit einem ungewöhnlichen Abend mit zeitgenössischer Musik und Tango – als verbindendes Element wird dabei Luis Buñuels berühmter Film „Un Chien Andalou“ dienen, ganz neue Kompositionen werden Boris Bell und Eric Egan an diesem Abend beisteuern. Wie aus Freundschaften Musik entsteht, wie Zwischenmenschliches Niederschlag in der Kunst findet oder eben auch freundschaftliche Beziehungen in Tönen und Klängen gestaltbar sind, dem wird sich diese Reihe in mehreren Konzerten widmen – ein jedes mit mindestens einer Uraufführung.
Mit dem üppigen Konzertjahr 2015 (die Homepage verzeichnet bereits jetzt gut 40 Termine bis zur Jahresmitte) startet das KlangNetz Dresden übrigens schon in dieser Woche: eine „besondere Farbe“, so Hiekel, wird der dänische Komponist Simon Steen-Andersen mitbringen, der an der Dresdner Musikhochschule unter anderem zu einem Workshop und einem von Dresdner Studenten gestalteten Porträtkonzert gastiert. Steen-Andersen gilt als kreativer Soundkünstler mit einem heterogen zu nennenden OEuvre, das sich den Genres Film und Populärmusik öffnet und in Collagen oder mit installativen Elementen neue Bedeutungsebenen schafft. Als „Manipulator“ oder Live-Installateur wird Steen-Andersen auch im Konzert als Interpret seiner Stücke zu erleben sein.
Neben der Fortführung bereits bekannter Konzertformate wie dem „Short Concert“ an der Musikhochschule oder der „Ersten Anhörung“, die die Dresdner Philharmonie mit Kompositionsstudenten durchführt, ist ein Highlight der ersten Jahreshälfte auch die Begegnung mit der Capell-Compositrice Sofia Gubaidulina, die anläßlich ihrer Kapell-Uraufführung auch einen Workshop an der Hochschule gibt. Existenziell und intensiv nachwirkend sind Gubaidulinas Kammermusikkompositionen – diese gibt es dann in einem KlangNetz-Gesprächskonzert am 16. April zu hören.
Ausgewählte Konzerte KlangNetz Dresden
* 28. Januar, 18. März, 22. April „Short Concerts“ an der Musikhochschule
* 15./16. April, Sofia Gubaidulina zu Gast an der Musikhochschule Dresden
* 21. Mai, Hygienemuseum, Liebschaften – Neue Musik und Tango
Eröffnungskonzert der Reihe „Freundschaften“ von KlangNetz Dresden mit dem Ensemble „El Perro Andaluz“
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