Vielgestaltiges Porträt mit Kammermusik und Vokalsinfonik
Sie ist unbestritten eine der großen musikalischen Stimmen unserer Zeit und man darf es schon als Glück bezeichnen, dass in Dresden nun fast eine Woche lang ihr facettenreiches Werk vorgestellt wird: die russische, seit über zwanzig Jahren in Deutschland lebende Komponistin Sofia Gubaidulina ist die aktuelle Capell-Compositrice der Sächsischen Staatskapelle.
Gidon Kremer hat ihr 2. Violinkonzert bereits zur Saisoneröffnung interpretiert und wird im Juni auch ihr erstes Konzert „Offertorium“, mit dem sie weltweit bekannt wurde, spielen. Ab heute gilt das Augenmerk ihrer Kammermusik und einer oratorischen Uraufführung. Dabei ist Gubaidulina, veranstaltet vom Verbund KlangNetz Dresden, zunächst in der Hochschule für Musik präsent.
Dresdner Musikstudenten haben fast ein halbes Dutzend ihrer Kammermusikwerke einstudiert und werden diese nun gemeinsam mit der Komponistin in zwei von Jörn Peter Hiekel moderierten Porträtkonzerten (Donnerstag und Freitag, Konzertsaal der Hochschule für Musik, jeweils 19.30 Uhr) interpretieren – zur Aufführung gelangt dabei auch das erst 2014 zu den Schostakowitsch-Tagen Gohrisch uraufgeführte „So sei es“ für Violine, Klavier, Kontrabass und Schlagzeug.
Viele Werke von Sofia Gubaidulina spüren einem außermusikalischen Anlass, einer menschlichen Haltung oder einem geistlichen Thema nach. Ihr im Rahmen der Residenz bei der Kapelle entstandenes neues vokalsinfonisches Werk „O komm, Heiliger Geist“ für Solisten, Chor und Orchester wird am Sonnabend im Kapell-Konzert in der Frauenkirche (20 Uhr) uraufgeführt und ist in das Kirchenjahr eingebettet: Die Säulen der Komposition bilden, mit ritualhaften Wiederholungen, die eröffnende Pfingst-Antiphon „O komm, Heiliger Geist“ und der erste Vers aus dem zentralen Gebet des heiligen Augustinus „Atme in mir, du Heiliger Geist“.
Die musikalische Leitung dieses neuen Werkes liegt in den Händen von Andres Mustonen, einem engen künstlerischen Weggefährten von Sofia Gubaidulina, dem die Komponistin das Werk gewidmet hat. Die Solopartien werden von Sophie Karthäuser (Sopran) und Georg Zeppenfeld (Bass) übernommen, es singt der MDR Rundfunkchor Leipzig.
Mustonen ist auch der Dirigent des Aufführungsabends der Staatskapelle am 20. April um 20 Uhr in der Semperoper. Im Rahmen dieses Konzertprogramms wird Sofia Gubaidulinas „Warum?“ für Flöte, Klarinette und Streichorchester als Deutsche Erstaufführung erklingen, die Solisten sind Sabine Kittel (Flöte) und Christian Dollfuß (Klarinette). Nach Auskunft der Komponistin ist diese Komposition ein Variationswerk, das in der Beschäftigung mit dem Thema Schmerz und dem vielsagenden Titel, der einen ganzen Fragenraum eröffnet, geradezu dramatisches Potenzial in sich birgt.
Alle Veranstaltungen mit Sofia Gubaidulina:
* KlangNetz Dresden
* Staatskapelle Dresden
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