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Schwelgen mit Brahms

Orchester „Medicanti“ im Konzertsaal der Musikhochschule

Halbjährlich lädt das Orchester „Medicanti“ der medizinischen Fakultät an der TU Dresden zum Sinfoniekonzert ein, den Abschluss vor den Sommerferien bot am vergangenen Wochenende ein Konzert in der Musikhochschule. Das traditionsreiche Orchester hat nicht nur viele Mitglieder, es hat auch viele Freunde und Fans und so stieß man mit der Kapazität des Konzertsaales zwar an seine Grenzen, den überwiegend jungen Musikern bot das volle Haus aber eine besonders spannungsreiche Atmosphäre zum Musizieren.

Spätromantik und frühe Moderne war im Programm aufgeboten – Antonín Dvořáks Konzertouvertüre „In der Natur“ erklang zu Beginn und war gleich ein nicht ungefährlicher Einstieg, denn bevor man sich im Tutti freispielen durfte, waren da einige behutsam vorwärtstastende Motive zu bewältigen. Das gelang dem Orchester unter Leitung von Wolfgang Behrend aber mühelos, das warme Timbre der Musik von Dvořák wurde sogleich eingefangen, auch Nebenstimmen in den Bläsern erhielten von Behrend Würdigung. Dass die Freude über die erwachende Natur noch spritziger hätte ausfallen dürfen, ist verzeihlich – man war bedacht auf ein gutes Gelingen in der direkten Akustik des Konzertsaales.

Maximilian Otto nahm dann am Flügel Platz, der erst sechzehnjährige Pianist ist ein Multitalent und bildet sich nicht nur an den Tasten fort (am Landesgymnasium für Musik bei Oksana Weingardt-Schön), sondern komponiert auch und erhält Unterricht in Kontrabass, Musiktheorie und Dirigieren. Dass er sich Sergej Prokofjews 1. Klavierkonzert Des-Dur für diesen Auftritt ausgesucht hat, spricht für gehörigen Mut und Anspruch – dieses in kaum zwanzig Minuten vorüberflitzende, kompakte Konzert birgt viele Hürden, aber auch virtuose Spielfreude in sich. Otto löste die Aufgabe mit Bravour und vor allem Sorgfalt. Er spielte ruhig und besonnen die technisch schwierigen Läufe aus und konnte den Motiven viel Charakter verleihen, in den kleineren und größeren Kadenzen griff er beherzt zu. Behrend und die Medicanti begleiteten aufmerksam und schwungvoll, nur im finalen Tutti ging das Klavier dynamisch unter. Da hatte Otto aber längst das Publikum für sich eingenommen und bedankte sich mit einer Etüde von Alexander Skrjabin.

Eine große Aufgabe stand dann noch nach der Pause an: Johannes Brahms 2. Sinfonie D-Dur ist ein lichtes, weniger dramatisches Werk, das stetig zwischen lyrischem Schwelgen und sanft aufgerauter Entwicklung pendelt. Das vermittelte Behrend dem Orchester gut, gleich der umfangreiche 1. Satz gelang überzeugend in der Ausgestaltung der Motive. Im großen Streicherapparat war da viel Verständnis für die Bögen der Musik verhanden und man konnte sich an konzentriertem, gemeinsam realisierten Spiel erfreuen. Lediglich der 2. Satz wurde im angezeigten Tempo zu zäh und verlor dadurch seine innere Spannung – dieses Adagio verträgt auch im langsamem Duktus mehr Leidenschaft. Im fein ausgehörten Allegretto und dem zum Ende hin positiv drängenden Schlusssatz konnte man sich allerdings nur freuen über viel homogenes, auch in schwierigen Bläserpassagen klangschön realisiertes Spiel – ein gelungener Semesterabschluss!

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