Moritzburg Festival Akademie stellte sich in den Flugzeugwerken vor
Wenn das Moritzburg Festival am Sonntag mit dem Eröffnungskonzert in der VW-Manufaktur beginnt, dann haben die Teilnehmer der Festival-Akademie bereits eine ganze Woche harte Arbeit absolviert. Die 39 jungen Akademisten aus aller Welt bringen sich dann im Orchesterspiel, auf Tourneekonzerten und mit Kammermusiken unter anderem bei der „Langen Nacht der Kammermusik“ am kommenden Donnerstag ein. Den Zuhörern wurde mit der Orchesterwerkstatt am Sonnabend also nicht nur eine Art Prolog zum Festival präsentiert, man erhielt auch interessante Einblicke hinter die Kulissen.
Der künstlerische Leiter Jan Vogler moderierte die Werkstatt im Flugzeughangar bei den Elbe-Flugzeugwerken – eine imposante Umgebung, die ebenfalls Arbeitsatmosphäre ausstrahlte und somit perfekt geeignet schien. Weniger ging es um ein perfektes Ergebnis, dafür nahm man auch Abstriche in der Akustik in Kauf, eher um einige kurzweilige Einblicke: Musik und Menschen standen im Vordergrund. Jan Vogler unterhielt sich mit zwei Akademisten, einer Geigerin aus Texas und einer Fagottistin aus Österreich, die sichtlich begeistert von ihren Erfahrungen berichteten. In diesem Jahr ist der Fagottist und Dirigent Milan Turković musikalischer Leiter der Akademie und berichtete von der außergewöhnlichen Erfahrung, binnen einer Woche die unterschiedlichen Nationen und Kulturen, aber auch Spieltalente zu einem homogenen Ensemble zusammenzuschweißen. Dass dies noch vor der Eröffnung – aber bereits nach einem absolvierten Tour-Konzert in Bad Elster – gelungen ist, davon konnten sich die Zuhörer in einigen Musikbeispielen überzeugen.
Zunächst erklang die Ouvertüre zur Oper „Die Hochzeit des Figaro“ spielfreudig und mit viel Sinn für die von Mozart auf engstem Raum angesiedelten Kontraste. Von Jörg Widmann, 2012 zuletzt selbst Composer-in-Residence beim Festival (in diesem Jahr ist es Matthias Pintscher), wurde ein kurzes Orchesterstück namens „Con Brio“ vorgestellt, das sich mit hoher Virtuosität mit den Charakteren beethovenscher Sinfonik befasst und damit permanent auf der Brücke zwischen Altem und Neuem unterwegs ist. Damit wurde eine Art gedanklicher Beethoven-Raum geschaffen, der – der Titel verrät es – „mit Feuer“ zu spielen ist und derartig auch die Hörer begeisterte. Turković bat sich zwar aus, eben im Rahmen des Werkstattcharakters auch unterbrechen zu dürfen, doch der wilde Ritt gelang mit ordentlich Adrenalin bei den Musikern bis zum Finale, hier besonders vom unermüdlich werkelnden Paukisten Brandon Ilaw angetrieben.
Die französische Pianistin Lise de la Salle, die seit 2010 schon mehrfach in Moritzburg gastierte und die sommerliche Zusammenarbeit mit den Musikern hier auch als Höhepunkt ihrer eigenen Konzertsaison empfindet, interpretierte dann den 1. Satz aus Beethovens 4. Klavierkonzert G-Dur. Hier war es interessant, auch einmal verbal von der Interpretin die Richtung angezeigt zu bekommen: im Kontrast etwa zum Dritten Konzert sieht Lise de la Salle dieses Werk, und hier besonders die Ecksätze, als Ausdruck von Freude und Helligkeit, wie sie eigentlich so unverschattet selten in Beethovens Werk zu finden sind. Den Worten folgte man in der Musik prompt: Lise de la Salle ging mit klarem, ausdrucksstarken Spiel zu Werke, und die Akademisten begleiteten mit aufmerksamem Nachvollzug dieser Intentionen. Ein spontan von Vogler vorgeschlagenes Finale der Orchesterwerkstatt mit einem Auszug aus der „Jupiter“-Sinfonie von Mozart fiel den fehlenden Noten auf den Pulten zum Opfer, doch das Publikum wurde mit einem Da Capo der Figaro-Ouvertüre versöhnt in den Abend entlassen.
(16.8.2015)
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