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Romantik pur in Radebeul

Parry, Schumann und Brahms im 2. Philharmonischen Konzert der Elblandphilharmonie

Als der junge Cellist Isang Enders noch vor ein paar Jahren als Solocellist der Sächsischen Staatskapelle Dresden tätig war, fühlte man als Zuhörer bereits, dass da ein besonders intelligenter, hochmusikalischer Geist am Instrument saß – Kammermusiken und Soloauftritte bestätigten diesen Eindruck. Nun hat sich Enders als Solist beeindruckend entwickelt, seine Einspielung der Bach-Suiten etwa ist hochgelobt und der Cellist spielt weltweit mit bedeutenden Orchestern und Kammermusikpartnern. Um so glücklicher darf man sich schätzen, dass Enders gerne in sächsische Gefilde zurückkehrt und aktuelle Erkundungen im Solokonzert vorstellt.

Bei der Elblandphilharmonie Sachsen war er zuletzt 2013 mit Edward Elgars Cellokonzert zu hören, im 2. Philharmonischen Konzert der laufenden Saison interpretierte er am Mittwoch im Stammhaus der Landesbühnen Sachsen das Cellokonzert a-Moll von Robert Schumann. Passend eingebettet in ein sinfonisches Programm mit Hubert Parry und Johannes Brahms geriet das Solokonzert zum Höhepunkt des Abends. Keineswegs ist die Hochromantik der Musik ein unproblematischer Fall, fliegen einem die Melodien nur so zu und fällt das Zurücklehnen leicht.

Romantik, das zeigt dieses Spätwerk von Schumann exemplarisch, bedeutet auch Ringen um Ausdruck und Form und ein am Gemüt und der Seelenlage des Schöpfers ausgerichtetes Kunstwerk beständig neu zu erfinden. Diese Gemengelage war bei Enders in besten Händen aufgehoben, denn gerade die Kontraste zwischen Melancholie und Temperament, zwischen Lyrik und elegischer Aufwallung gerieten vortrefflich. In allen drei Sätzen wusste der Cellist zwischen kontrollierter Phrasierung und freiem, beseelten Spiel nicht nur sauber zu unterscheiden, er brachte den stets neu auszufechtenden innermusikalischen Konflikt auch deutlich zur Geltung. So konnte man sich auch der Einmaligkeit der Interpretation und damit der Betonung des – immer flüchtigen – musikalischen Augenblicks sicher sein. Die Elblandphilharmonie begleitete mit GMD Christian Voß am Pult sicher und auf Enders Impulse gut reagierend.

Brahms bildete den Rahmen: Hubert Parrys 1897 entstandene „Elegy for Brahms“ als Hommage an den im gleichen Jahr verstorbenen Komponisten ist keine pure Trauermusik, sondern eher ein raffiniert instrumentierter sinfonischer Satz, in dem Parry eine zwischen Brahms und Strauss changierende, aparte Klangwelt entwirft – für viele britische Zeitgenossen wurde Parry bald zur Leitfigur. Diese einleitende Musik gestaltete Voß mit Hingabe und das Orchester folgte mit warmer, gedeckter Klangfarbe. Die 3. Sinfonie F-Dur, Opus 90 von Johannes Brahms bildete den Abschluss des im Programm sehr stimmigen Konzertes. Christian Voß manchmal etwas zu behagliche Leitung des Klangkörpers verführte diesen in den ersten beiden Sätzen trotz vieler schöner Momente in den Bläsern und der klangschön und selbstbewusst musizierten Einleitung zu einer gewissen Trägheit. Auch dem 4. Satz hätte ein mutigerer, befreiender Drang zum Vorwärtsmusizieren gutgetan, doch Voß besann sich insgesamt mehr auf Details und genaues, schönes Ausmusizieren der reichen Melodik. Damit behielt diese Sinfonie stets ihren besonderen, lyrischen Charakter, in der Bandbreite des Ausdrucks wäre jedoch mehr zu entdecken gewesen.

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