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Fünf musikalische Bilder

Orgel und Schlagzeug beim „Orgel-Winter“ in der Diakonissenhauskirche

Die Diakonissenhauskirche in der Dresdner Neustadt bietet über das ganze Jahr hinweg vielfältige musikalische Veranstaltungen an. Im Januar, zur Zeit des Jahrestags der Orgelweihe, offeriert Kantor Jan Katzschke einen „Orgel-Winter“ und rückt damit die 1973 geweihte, wohlklingende Schuke-Orgel ins Blickfeld. Zum Eröffnungskonzert am vergangenen Freitag konnten die Zuhörer die recht seltene Instrumentenkombination Orgel und Schlagzeug erleben, dazu fanden sich Steffen Walther, Organist der Kreuzkirche Chemnitz und Christian Langer, Schlagzeuger der Sächsischen Staatskapelle Dresden, im Duo zusammen.

Das aus fünf Teilen bestehende Programm hatte keine Zäsuren, so dass man die Kontraste zwischen Improvisation und ausnotierten Kompositionen, alter und neuer Musik intensiv wahrnehmen konnte. Neben zwei Werken für die Orgel allein sowie zwei rahmenden Duo-Improvisationen stand „Karakurenai“ („fremdes Purpur“), ein Werk des US-Amerikaners Andy Akiho im Mittelpunkt des Konzertes und sorgte mit immer wieder leicht veränderten Patterns auf der Steel Drum für einen exotischen Akzent – leider fiel es in der kunstvollen Umgebung der Nachbarwerke trotz der versierten Ausführung von Christian Langer schwer, sich auf diese wie am Reißbrett entworfene Klangtapete einzulassen.

Interessanterweise hatten Langer und Walther kein Originalwerk für die Duobesetzung ausgewählt, stattdessen sorgten die zwei Improvisationen dafür, dass man in Ruhe mit der spannenden Besetzung vertraut wurde: Klangflächen, sorgsam gesetzte Impulse und im gegenseitigen Zuhören organisch aufgebaute Steigerungen zeugten von Sensibilität für die Verschmelzung der beiden Instrumente, wobei Walther nur selten das Pleno der Orgel nutzen musste – die spannenden Momente lagen in leisen, suchenden Strukturen, wozu in der Orgel auch Solostimmen und Mixturen eingesetzt wurden. Schwierig erscheint es, einen Gesamteindruck des Konzertes widerzugeben, denn mit den beiden Orgelsolowerken taten sich weitere Welten auf: wer Johann Sebastian Bachs monumental-grandiose „Präludium und Fuge“ e-Moll BWV 548 in einem Programm platziert, weiß um die Alleinstellung dieses großartig wirkenden und nachwirkenden Werkes.

Walther spielte es mit ordentlichem Zug im Tempo und schuf eine selbstbewusste, vor Kraft strotzende Interpretation, die aber dem Werk gemäß war. Dass Sigfrid Karg-Elerts stellenweise recht putzig komponierter „Valse mignonne“ demgegenüber eher als leicht mundender Nachtisch im Ohr ankam, war verständlich. Zum Ende gab es im Duo nach einer großangelegten Steigerung in der Abschlussimprovisation versöhnliche Töne mit Marimba und Orgel – das Konzert stellte so fünf stark kontrastierende musikalische Bilder vor, auf die einzulassen sich aber in der Summe wertvoll erschien.
(17.1.2016)

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Veröffentlicht in Rezensionen

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