Albrecht Koch beim Orgelsommer in der Kreuzkirche
Auch wenn viele Dresdner Ensembles und Musiker nun in die wohlverdienten Ferien gehen, braucht man nicht auf Konzerte in der Stadt verzichten. Eine schöne Möglichkeit, sich ab und an die auch für das allgemeine Wohlergehen nötige Dosis Musik zu ermöglichen, stellt der Orgelsommer in der Kreuzkirche dar. Namhafte Organisten gastieren bis Anfang August jeweils sonnabends und stellen sich mit einem kurzen Programm vor.
Am vergangenen Sonnabend war es Albrecht Koch, Kantor und Organist am Dom zu Freiberg, der zu Einkehr und Inspiration einlud. Koch hatte ein stimmiges Programm mitgebracht, das Bach mit Reger und einem umfangreicheren Werk der neueren Orgelmusik verband. Bachs Präludien und Fugen sind allseits beliebt und hochgeschätzt, der Gottesdienstbesucher erkennt sie meist zum Ein- oder Ausgang. Beim Orgelsommer hatte man nun die Muße, sich einmal ganz auf die Musik zu konzentrieren und den feinen Figurationen von BWV 532 in D-Dur zu lauschen. Koch ging das lichte Dur-Stück mit spürbarer Lebensfreude im flotten Tempo und mit klassischer Prinzipal-Registrierung an. Die virtuose Ornamentik des Präludiums perlte da ebenso fein wie die an Buxtehude gemahnende Fuge, deren Achtungszeichen eine Pause im Hauptmotiv ist – was Bach später im Stück mit reichlich Jubilieren ausfüllt.
Der schwedische Komponist Erland Hildén (geb. 1963) ist wohl kaum einem Zuhörer vertraut – er ist in Göteborg an der Örgryte-Kirche tätig und schrieb viele Kompositionen für sein Instrument, darunter die „B-A-C-H-Messe“ aus dem Jahr 2000, die Albrecht Koch für das Konzert ausgewählt hatte. Das Stück war eine spannende Entdeckung, nicht nur wegen der klaren Form der vier Messteile Kyrie, Gloria, Sanctus und Agnus Dei, die auf die Tonnamen von Bach bezogen waren, sondern auch wegen einer ungeheuren klanglichen Wirkung dieser minimalistischen Musik an der Jehmlich-Orgel. Koch wusste das Stück mit dem Instrument ideal zu verbinden und zeichnete die in fast allen Sätzen changierenden Patterns sehr differenziert aus – am eindrucksvollsten gelang in sehr warmer Registrierung das gigantische, doch von Koch völlig organisch angelegte Crescendo des „Sanctus“-Satzes, bevor das Stück in einem zeitlosen Pendeln ausschwang.
In beziehungsvollem Kontrast spielte Koch danach drei Stücke von Max Reger aus dessen Stücksammlung Opus 69. Mit der dem Komponisten eigenen Wucht ist das „Capriccio“ schon fast ein Understatement – Koch sorgte sich aber auch hier um Details wie etwa Echowirkungen und machte auch in der folgenden eher etwas nebulös angelegten Romanze Regers Eigenarten plastisch hörbar. Obwohl diese Stücke wahrhaftig eher zu den kleineren Orgelwerken von Reger gehören, ist für gehörig spätromantischen Tastenrausch gesorgt: das der Sammlung zugehörige „Präludium und Fuge a-Moll“ schwingt sich nach schreitender Fuge zu einem Sturmlauf in Richtung des Erlösung heischenden Schlussakkordes auf. Das zahlreich erschienene Publikum honorierte diesen abwechslungsreichen musikalischen Orgelnachmittag herzlich.
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